Ellenstraße Heiligenhäuschen: Unterschied zwischen den Versionen
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− | "Dieses älteste Kempener Muttergotteshäuschen am ehemaligen Ellentor wird erst 1540 erwähnt. Drutgen Ververs stiftete in diesem Jahr für das ewige Licht in diesem Häuschen zur Ehren der hl. Anna und der Jungfrau Maria zwei Gärten am Schmalbroicher Weg. Am 9. Aug. 1766 erweiterte Katharina Sittarts diese Stiftung mit einem weiteren, am Ellentor gelegenen Garten. Ursprünglich stand dieses Häuschen zwischen der Neu- und Ellenstraße. Die Erweiterung de Möhlenrings im Jahre 1935 bedingte eine Rückversetzung auf das Grundstück der Familie Becker. Am 9. Aug. 1935 weihte Propst Oehmen dieses Heiligenhäuschen ein. Nur knapp zehn Jahre später wurde es im zweiten Weltkrieg völlig zerstört. Nach einem Plan von Dipl.-Ing. Friedhelm Sieben wurde das Heiligenhäuschen wieder errichtet und am 2. Feb. 1960 von Propst Lux geweiht. Das aus Feldbrandstein erbaute Häuschen trägt ein Sichtbetondach, das mit Kupferblech abgedeckt ist. Hinter dem über die Giebelspitze montierten gleicharmigen, vergoldeten Metallkranz befindet sich ein kleiner Kamin für den Rauchabzug. Die Nische für die Heiligenfigur ist durch ein weiß eingefasstes Fenster gesichert. Die wertvolle Darstellung der hl. Mutter Anna, die ihre Tochter auf der linken Seite ihres Schoßes trägt, stammt aus dem 16. Jahrhundert. Sie konnte aus den Trümmern gerettet werden. Josef Lutz aus Leutkirch im Allgäu restaurierte sie für die festliche Weihe am Lichtmesstag 1960. Unter der Nische ist eine Blumenbank aus Basaltlava angebracht, darunter eine ebenfalls aus Basaltlava gearbeitete Tafel mit folgender Inschrift: | + | Beschreibung der Denkmalbehörde:<ref>Reuter, Josef, Frommes Kempen, Heiligenhäuschen, Wegreuze und andere sakrale Kleinkunstwerke im Gebiet der Stadt Kempen, Kempen, 1987, S. 26f.</ref> |
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+ | "Dieses älteste Kempener Muttergotteshäuschen am ehemaligen Ellentor wird erst 1540 erwähnt. Drutgen Ververs stiftete in diesem Jahr für das ewige Licht in diesem Häuschen zur Ehren der hl. Anna und der Jungfrau Maria zwei Gärten am Schmalbroicher Weg. Am 9. Aug. 1766 erweiterte Katharina Sittarts diese Stiftung mit einem weiteren, am Ellentor gelegenen Garten. Ursprünglich stand dieses Häuschen zwischen der Neu- und Ellenstraße. Die Erweiterung de Möhlenrings im Jahre 1935 bedingte eine Rückversetzung auf das Grundstück der Familie Becker. Am 9. Aug. 1935 weihte Propst Oehmen dieses Heiligenhäuschen ein. Nur knapp zehn Jahre später wurde es im zweiten Weltkrieg völlig zerstört. Nach einem Plan von Dipl.-Ing. Friedhelm Sieben wurde das Heiligenhäuschen wieder errichtet und am 2. Feb. 1960 von Propst Lux<ref name=":0">Propst Herm. Josef Lux, *12.6.1901 Priesterweihe 14.8.1924 +6.3.1963 (Daten vom Grabstein am Hochkreuz auf dem Neuen Friedhof)</ref> geweiht. Das aus Feldbrandstein erbaute Häuschen trägt ein Sichtbetondach, das mit Kupferblech abgedeckt ist. Hinter dem über die Giebelspitze montierten gleicharmigen, vergoldeten Metallkranz befindet sich ein kleiner Kamin für den Rauchabzug. Die Nische für die Heiligenfigur ist durch ein weiß eingefasstes Fenster gesichert. Die wertvolle Darstellung der hl. Mutter Anna, die ihre Tochter auf der linken Seite ihres Schoßes trägt, stammt aus dem 16. Jahrhundert. Sie konnte aus den Trümmern gerettet werden. Josef Lutz aus Leutkirch im Allgäu restaurierte sie für die festliche Weihe am Lichtmesstag 1960. Unter der Nische ist eine Blumenbank aus Basaltlava angebracht, darunter eine ebenfalls aus Basaltlava gearbeitete Tafel mit folgender Inschrift: | ||
ST. ANNA SCHÜTZE<br> | ST. ANNA SCHÜTZE<br> | ||
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MIT DEINEM KIND<br> | MIT DEINEM KIND<br> | ||
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+ | Das Häuschen und die Figur gehören der Straßengemeinschaft Ellenstraße. Bis zu ihrem Tod am 1. Mai 1977 war Helene Holtermann die Hüterin dieses Heiligtums. Ihre Familie führte diese Tradition noch lange fort. Auch heute kümmern sich die Mitglieder der Straßengemeinschaft um den Erhalt und das Erscheinungsbild des Heiligenhäuschens, allen voran seit 2001 Marlies und Jürgen Hoever<ref>[https://www.wz.de/nrw/kreis-viersen/kempen-und-grefrath/kempen-altstadt-gefluester-elke-sommer-nimmt-vanessa-in-den-arm_aid-31417503 WZ, Altstadtgeflüster, 24.2.2008]</ref> und seit vielen Jahren auch Irmgard und Henry Enxing, | ||
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+ | Während eines Halts der Fronleichnamsprozession hielt Karl-Heinz Hermans im Jahre 2013 folgenden Vortrag über das Annahäuschen an der Ellenstraße: | ||
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+ | '''Vortrag von Karl-Heinz Hermans am 30. Mai 2013 zu Fronleichnam an der Statio vor dem Annahäuschen auf der Ellenstraße''' | ||
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+ | ln Gemeinschaft unterwegs! Heute am Fronleichnamstag 2013 sind wir in einer großen Gemeinschaft unterwegs. Viele Vereine, Verbände und Gruppierungen begleiten die Eucharistie auf ihrem Weg durch die Stadt, legen Zeugnis ihres christlichen Glaubens ab, bewahren Tradition und halten nun inne, wo sonst Straßenlärm und geschäftiges Treiben den Raum erfüllt. Hier an geschichtsträchtiger Stelle, wo Mutter Anna mit ihrem Kind Maria seit Jahrhunderten ihre schützenden Hände über Stadt und Land hält. Gehegt und gepflegt von einer Gemeinschaft, der Straßengemeinschaft Ellenstraße. | ||
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+ | Straßengemeinschaft? Ein Relikt aus dem Mittelalter? Heute in der Zeit der modernen Kommunikation, des Twittern und der E-Mails, der Anonymität und des großen Freizeitangebotes noch Platz für Nachbarschaft, für gegenseitige Hilfe oder en nett Vertäälke? | ||
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+ | Hier treffen sich bei einem Sterbefall die Anwohner zum gemeinsamen Rosenkranzgebet, gedenken im Messopfer jener Toten, die am 10. Februar 1945 bei einem Bombenangriff auf Kempen hier in der Ellenstraße ihr Leben verloren. Am Namensfest der Mutter Anna findet man sich zum gemütlichen Kaffeeklatsch ein, organisiert fröhliche Straßenfeste, rundum: man teilt Freud und Leid miteinander. | ||
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+ | Fotos aus den dreißiger Jahren zeigen uns Alt und Jung beim Binden der Girlanden zur Ausschmückung der Straße anlässlich des Besuches von Bischof van der Velden aus Aachen. Zu dieser Zeit war ein Miteinander mit den drei in der Ellenstraße wohnenden jüdischen Familien genau so selbstverständlich wie heute die Integration unserer ausländischen und einer anderen Religion angehörenden Nachbarn. | ||
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+ | Gebet und Verehrung zu Mutter Anna mit der Schutzpatronin unserer Stadt, Maria, hier eingangs der Ellenstraße hat den Menschen dieses Quartieres stets Mut und Kraft gegeben, im Sinne einer Volksfrömmigkeit, Zusammenhalt und Toleranz spüren lassen, um bei vielen Dingen einen gemeinsamen Weg zu gehen. | ||
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+ | Nach Terwelp (Geschichte der Stadt Kempen) wurde das Heiligenhäuschen im Jahre 1540 erstmalig erwähnt. Aus dieser Zeit stammt auch die Skulptur, die nach zwar unbestätigten Aussagen in der Stadtmauer am Möhlenwall gestanden hat. Alte Postkarten zeigen den Bildstock in einer Mauer zwischen Möhlenring und Möhlenwall. | ||
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+ | Urkunden und Bilder belegen den Neubau einer neuen Heimstatt von Mutter Anna mit ihrem Kind im Jahre 1935 an der Ecke Möhlenring - Ellenstraße, wo heute das Krieger-Denkmal steht – eingeweiht am 09.08.1935 durch den viele Jahre in Kempen wirkenden Propst Wilhelm Oehmen. | ||
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+ | Zehn Jahre führte mein Schulweg vorbei an dat Hillige Hüske, wie es gern von uns genannt wurde. Bis am 10. Februar 1945 im unseligen Bombenhagel der Kreuzungsbereich mitsamt dem Heilgenhäuschen zerstört wurde. Aus dem Trümmerfeld barg man fast unversehrt die kostbare Figur, und Mutter Anna mit dem Kind fand Obdach in den Räumen des Kramer-Museums. | ||
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+ | Fünfzehn Jahre sollte es dauern, am Lichtmesstag 1960 bewegte sich eine feierliche Prozession durch die geschmückte Ellenstraße zum neu erbauten Bildstock. Mutter Anna mit dem Kind hatte ein neues Zuhause, eine neue Heimat gefunden. Ermöglicht hatten es edle Spender, großzügige Helfer und fleißige Sammler. Probst Herman Lux<ref name=":0" /> und Pater Guido sprachen die Einweihungsgebete, Religionslehrer Heinrich Tibio erinnerte an die Aufgabe als Mutter und Erzieherin der Mutter Gottes. | ||
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+ | 50 Jahre – Viele im Gebet vertieft stehen vor dem Heiligenhäuschen und geben eine Opferspende in den hierfür seitlich vorgesehen Schlitz. So möge der hier eingemeißelte Spruch über die nächsten Jahre Bestand haben: | ||
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+ | :St. Anna, schütze Stadt und Land<br /> | ||
+ | :Mit deinem Kind vor Not und Brand | ||
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+ | 1960 wurde die Figur umfangreich restauriert. Die Dokumentation des Restaurators findet man in den Unterlagen der Straßengemeinschaft Ellenstraße: | ||
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+ | Anlässlich der Einweihung des neuen Heiligenhäuschens am 2. Februar 1960 wurde der folgende Artikel verfasst, den Karl-Heinz Hermans zur Verfügung stellte. <br /> | ||
+ | Quelle und Autor sind noch zu klären. | ||
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− | ---- | + | '''Auszug aus der Serie''' [http://www.rp-online.de/nrw/staedte/kempen/als-die-bomber-wieder-weg-waren-aid-1.4870004 Rheinische Post, RP-Online, 13.2.2015, '''Kempens Schwärzester Tag - Als die Bomber wieder weg waren''']: |
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− | -- | + | ...Auch das Heiligenhäuschen mit der Figur der Mutter Anna und Maria eingangs der Ellenstraße ist damals zerstört worden. Am 21. April 1945 findet sich unter seinen Trümmern die Leiche von Franz Hufer (60), von 1920 bis 1936 Bote der Stadtverwaltung und später Hausfaktotum des Heilig-Geist-Hospitals, der den Patienten Gänge abnahm, ihnen beispielsweise ihre Medizin von der Apotheke holte...'' |
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Aktuelle Version vom 8. März 2022, 12:41 Uhr
Heiligenhäuschen Mutter Anna
Baujahr: vor 1540
Zuständigkeit: Nachbarschaft
Tag der Eintragung als Denkmal: 28. April 1988
Das Heiligenhäuschen in der Denkmalliste
Beschreibung der Denkmalbehörde:[1]
"Dieses älteste Kempener Muttergotteshäuschen am ehemaligen Ellentor wird erst 1540 erwähnt. Drutgen Ververs stiftete in diesem Jahr für das ewige Licht in diesem Häuschen zur Ehren der hl. Anna und der Jungfrau Maria zwei Gärten am Schmalbroicher Weg. Am 9. Aug. 1766 erweiterte Katharina Sittarts diese Stiftung mit einem weiteren, am Ellentor gelegenen Garten. Ursprünglich stand dieses Häuschen zwischen der Neu- und Ellenstraße. Die Erweiterung de Möhlenrings im Jahre 1935 bedingte eine Rückversetzung auf das Grundstück der Familie Becker. Am 9. Aug. 1935 weihte Propst Oehmen dieses Heiligenhäuschen ein. Nur knapp zehn Jahre später wurde es im zweiten Weltkrieg völlig zerstört. Nach einem Plan von Dipl.-Ing. Friedhelm Sieben wurde das Heiligenhäuschen wieder errichtet und am 2. Feb. 1960 von Propst Lux[2] geweiht. Das aus Feldbrandstein erbaute Häuschen trägt ein Sichtbetondach, das mit Kupferblech abgedeckt ist. Hinter dem über die Giebelspitze montierten gleicharmigen, vergoldeten Metallkranz befindet sich ein kleiner Kamin für den Rauchabzug. Die Nische für die Heiligenfigur ist durch ein weiß eingefasstes Fenster gesichert. Die wertvolle Darstellung der hl. Mutter Anna, die ihre Tochter auf der linken Seite ihres Schoßes trägt, stammt aus dem 16. Jahrhundert. Sie konnte aus den Trümmern gerettet werden. Josef Lutz aus Leutkirch im Allgäu restaurierte sie für die festliche Weihe am Lichtmesstag 1960. Unter der Nische ist eine Blumenbank aus Basaltlava angebracht, darunter eine ebenfalls aus Basaltlava gearbeitete Tafel mit folgender Inschrift:
ST. ANNA SCHÜTZE
STADT UND LAND
MIT DEINEM KIND
VOR NOT UND BRAND
1550 + 1960."
Das Häuschen und die Figur gehören der Straßengemeinschaft Ellenstraße. Bis zu ihrem Tod am 1. Mai 1977 war Helene Holtermann die Hüterin dieses Heiligtums. Ihre Familie führte diese Tradition noch lange fort. Auch heute kümmern sich die Mitglieder der Straßengemeinschaft um den Erhalt und das Erscheinungsbild des Heiligenhäuschens, allen voran seit 2001 Marlies und Jürgen Hoever[3] und seit vielen Jahren auch Irmgard und Henry Enxing,
Während eines Halts der Fronleichnamsprozession hielt Karl-Heinz Hermans im Jahre 2013 folgenden Vortrag über das Annahäuschen an der Ellenstraße:
Vortrag von Karl-Heinz Hermans am 30. Mai 2013 zu Fronleichnam an der Statio vor dem Annahäuschen auf der Ellenstraße
ln Gemeinschaft unterwegs! Heute am Fronleichnamstag 2013 sind wir in einer großen Gemeinschaft unterwegs. Viele Vereine, Verbände und Gruppierungen begleiten die Eucharistie auf ihrem Weg durch die Stadt, legen Zeugnis ihres christlichen Glaubens ab, bewahren Tradition und halten nun inne, wo sonst Straßenlärm und geschäftiges Treiben den Raum erfüllt. Hier an geschichtsträchtiger Stelle, wo Mutter Anna mit ihrem Kind Maria seit Jahrhunderten ihre schützenden Hände über Stadt und Land hält. Gehegt und gepflegt von einer Gemeinschaft, der Straßengemeinschaft Ellenstraße.
Straßengemeinschaft? Ein Relikt aus dem Mittelalter? Heute in der Zeit der modernen Kommunikation, des Twittern und der E-Mails, der Anonymität und des großen Freizeitangebotes noch Platz für Nachbarschaft, für gegenseitige Hilfe oder en nett Vertäälke?
Hier treffen sich bei einem Sterbefall die Anwohner zum gemeinsamen Rosenkranzgebet, gedenken im Messopfer jener Toten, die am 10. Februar 1945 bei einem Bombenangriff auf Kempen hier in der Ellenstraße ihr Leben verloren. Am Namensfest der Mutter Anna findet man sich zum gemütlichen Kaffeeklatsch ein, organisiert fröhliche Straßenfeste, rundum: man teilt Freud und Leid miteinander.
Fotos aus den dreißiger Jahren zeigen uns Alt und Jung beim Binden der Girlanden zur Ausschmückung der Straße anlässlich des Besuches von Bischof van der Velden aus Aachen. Zu dieser Zeit war ein Miteinander mit den drei in der Ellenstraße wohnenden jüdischen Familien genau so selbstverständlich wie heute die Integration unserer ausländischen und einer anderen Religion angehörenden Nachbarn.
Gebet und Verehrung zu Mutter Anna mit der Schutzpatronin unserer Stadt, Maria, hier eingangs der Ellenstraße hat den Menschen dieses Quartieres stets Mut und Kraft gegeben, im Sinne einer Volksfrömmigkeit, Zusammenhalt und Toleranz spüren lassen, um bei vielen Dingen einen gemeinsamen Weg zu gehen.
Nach Terwelp (Geschichte der Stadt Kempen) wurde das Heiligenhäuschen im Jahre 1540 erstmalig erwähnt. Aus dieser Zeit stammt auch die Skulptur, die nach zwar unbestätigten Aussagen in der Stadtmauer am Möhlenwall gestanden hat. Alte Postkarten zeigen den Bildstock in einer Mauer zwischen Möhlenring und Möhlenwall.
Urkunden und Bilder belegen den Neubau einer neuen Heimstatt von Mutter Anna mit ihrem Kind im Jahre 1935 an der Ecke Möhlenring - Ellenstraße, wo heute das Krieger-Denkmal steht – eingeweiht am 09.08.1935 durch den viele Jahre in Kempen wirkenden Propst Wilhelm Oehmen.
Zehn Jahre führte mein Schulweg vorbei an dat Hillige Hüske, wie es gern von uns genannt wurde. Bis am 10. Februar 1945 im unseligen Bombenhagel der Kreuzungsbereich mitsamt dem Heilgenhäuschen zerstört wurde. Aus dem Trümmerfeld barg man fast unversehrt die kostbare Figur, und Mutter Anna mit dem Kind fand Obdach in den Räumen des Kramer-Museums.
Fünfzehn Jahre sollte es dauern, am Lichtmesstag 1960 bewegte sich eine feierliche Prozession durch die geschmückte Ellenstraße zum neu erbauten Bildstock. Mutter Anna mit dem Kind hatte ein neues Zuhause, eine neue Heimat gefunden. Ermöglicht hatten es edle Spender, großzügige Helfer und fleißige Sammler. Probst Herman Lux[2] und Pater Guido sprachen die Einweihungsgebete, Religionslehrer Heinrich Tibio erinnerte an die Aufgabe als Mutter und Erzieherin der Mutter Gottes.
50 Jahre – Viele im Gebet vertieft stehen vor dem Heiligenhäuschen und geben eine Opferspende in den hierfür seitlich vorgesehen Schlitz. So möge der hier eingemeißelte Spruch über die nächsten Jahre Bestand haben:
- St. Anna, schütze Stadt und Land
- Mit deinem Kind vor Not und Brand
1960 wurde die Figur umfangreich restauriert. Die Dokumentation des Restaurators findet man in den Unterlagen der Straßengemeinschaft Ellenstraße:
Anlässlich der Einweihung des neuen Heiligenhäuschens am 2. Februar 1960 wurde der folgende Artikel verfasst, den Karl-Heinz Hermans zur Verfügung stellte.
Quelle und Autor sind noch zu klären.
Frühere Standorte des Heiligenhäuschens:
Auszug aus der Serie Rheinische Post, RP-Online, 13.2.2015, Kempens Schwärzester Tag - Als die Bomber wieder weg waren:
...Auch das Heiligenhäuschen mit der Figur der Mutter Anna und Maria eingangs der Ellenstraße ist damals zerstört worden. Am 21. April 1945 findet sich unter seinen Trümmern die Leiche von Franz Hufer (60), von 1920 bis 1936 Bote der Stadtverwaltung und später Hausfaktotum des Heilig-Geist-Hospitals, der den Patienten Gänge abnahm, ihnen beispielsweise ihre Medizin von der Apotheke holte...
Quellen:
- ↑ Reuter, Josef, Frommes Kempen, Heiligenhäuschen, Wegreuze und andere sakrale Kleinkunstwerke im Gebiet der Stadt Kempen, Kempen, 1987, S. 26f.
- ↑ 2,0 2,1 Propst Herm. Josef Lux, *12.6.1901 Priesterweihe 14.8.1924 +6.3.1963 (Daten vom Grabstein am Hochkreuz auf dem Neuen Friedhof)
- ↑ WZ, Altstadtgeflüster, 24.2.2008