Umstraße 12: Unterschied zwischen den Versionen

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Siehe auch [[Heilig-Geist-Straße 21]] (früher Josefstr. 5) und Kaiser, Zurückgelassene Habe wurde versteigert, in [http://www.rp-online.de/nrw/staedte/kempen/zurueckgelassene-habe-wurde-versteigert-aid-1.4793576 RP-online, 13.1.2015], hier mit einem Bild von Carola Winter im Alter von 11 Jahren.<br />
 
Siehe auch [[Heilig-Geist-Straße 21]] (früher Josefstr. 5) und Kaiser, Zurückgelassene Habe wurde versteigert, in [http://www.rp-online.de/nrw/staedte/kempen/zurueckgelassene-habe-wurde-versteigert-aid-1.4793576 RP-online, 13.1.2015], hier mit einem Bild von Carola Winter im Alter von 11 Jahren.<br />
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Kaiser schreibt in Band 2 von Kempen unterm Hakrenkreuz über die Geschehnisse in der Reichkristallnacht 1938:
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<blockquote>An der Umstraße 10 zerbricht Sipmann von innen die Schaufensterscheiben von Karoline, genannt Linchen, Winter, einer „Tante-Emma-Laden"-Besitzerin. Dann demoliert er die Inneneinrichtung der 70 Jahre alten Frau. Damals gibt es in den kleinen Läden viele Waren noch lose, also unverpackt zu kaufen. Sie wurden meist in Schubladen gelagert. Die Nazis reißen alle Schubladen aus Linchen Winters Schränken. Ihren Inhalt schütten sie auf dem Boden des Geschäftchens auf einen Haufen aus. 
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Linchen Winter war nach der Erinnerung von Zeitzeugen eine Seele von Mensch, die mit den Kindern, die bei ihr einkauften, eine unglaubliche Geduld hatte. Bei ihr war es üblich, dass ihre Kunden bei ihr anschreiben ließen.  Schon vor der Zerstörung ihres Ladens war ihr am Morgen des 10. November übel mitgespielt worden. Eine Zeitzeugin, damals elf Jahre alt, beobachtete durch Linchens Schaufenster, wie zwei Hitlerjungen sie an den Armen anfassten und auf den Boden in die mit Gemüse voll gepackten Kisten stießen, die im Laden links vor dem Regal standen.  Der Kempener Helmut Ringforth, damals ein zehnjähriger Schuljunge, hat sich später erinnert, wie es im Laden aussah, als die Nazis ihn verlassen hatten: „Linchen Winter stand, an die Wand gedrückt, wie gelähmt da, und die Tränen liefen ihr über das Gesicht. Sie betrachtete ihre Waren, die verstreut auf dem Boden lagen, und sagte immer wieder nur: ‚Ick hebb doch ni-emes jet jedo-en – ich hebb doch ni-emes jet jedo-en.’“<ref>Kaiser, Hans, Kempen unterm Hakenkreuz, Band 2, Viersen, 2014, S. 351</ref></blockquote>

Version vom 22. Februar 2016, 19:44 Uhr

Heimatbuch des Kreises Viersen, 1979, S. 259

  • Winter, Linchen (Karoline/ Carola)

geb. 30. 4. 1899 Kempen
Kolonialwaren
Kempen, Umstr. 12, Josefstr. 5
dep. Theresienstadt 25. 7. 1942 †
† April 1943 Auschwitz


Siehe auch Heilig-Geist-Straße 21 (früher Josefstr. 5) und Kaiser, Zurückgelassene Habe wurde versteigert, in RP-online, 13.1.2015, hier mit einem Bild von Carola Winter im Alter von 11 Jahren.


Kaiser schreibt in Band 2 von Kempen unterm Hakrenkreuz über die Geschehnisse in der Reichkristallnacht 1938:

An der Umstraße 10 zerbricht Sipmann von innen die Schaufensterscheiben von Karoline, genannt Linchen, Winter, einer „Tante-Emma-Laden"-Besitzerin. Dann demoliert er die Inneneinrichtung der 70 Jahre alten Frau. Damals gibt es in den kleinen Läden viele Waren noch lose, also unverpackt zu kaufen. Sie wurden meist in Schubladen gelagert. Die Nazis reißen alle Schubladen aus Linchen Winters Schränken. Ihren Inhalt schütten sie auf dem Boden des Geschäftchens auf einen Haufen aus. Linchen Winter war nach der Erinnerung von Zeitzeugen eine Seele von Mensch, die mit den Kindern, die bei ihr einkauften, eine unglaubliche Geduld hatte. Bei ihr war es üblich, dass ihre Kunden bei ihr anschreiben ließen. Schon vor der Zerstörung ihres Ladens war ihr am Morgen des 10. November übel mitgespielt worden. Eine Zeitzeugin, damals elf Jahre alt, beobachtete durch Linchens Schaufenster, wie zwei Hitlerjungen sie an den Armen anfassten und auf den Boden in die mit Gemüse voll gepackten Kisten stießen, die im Laden links vor dem Regal standen. Der Kempener Helmut Ringforth, damals ein zehnjähriger Schuljunge, hat sich später erinnert, wie es im Laden aussah, als die Nazis ihn verlassen hatten: „Linchen Winter stand, an die Wand gedrückt, wie gelähmt da, und die Tränen liefen ihr über das Gesicht. Sie betrachtete ihre Waren, die verstreut auf dem Boden lagen, und sagte immer wieder nur: ‚Ick hebb doch ni-emes jet jedo-en – ich hebb doch ni-emes jet jedo-en.’“[1]

  1. Kaiser, Hans, Kempen unterm Hakenkreuz, Band 2, Viersen, 2014, S. 351