Engerstraße 53: Unterschied zwischen den Versionen
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− | Der ehemalige Stadtarchivar Jakob Hermes schrieb über das Haus im Jahr 1983:<blockquote>Die Schönheit des 1777 erbauten Hauses" ist leider nur noch an den flachbogigen Fensters des Obergeschosses erkennbar, da das Erdgeschoß zu Ladenzwecken schon vor dem ersten Weltkrieg und ein zweites Mal nach dem letzten Krieg umgebaut wurde. Die schmuckvolle Haustür aus der Zeit des Rokoko, die für ein modernes Kaufhaus fehl am Platze war, konnte für das städtische Kramer-Museum als wertvolles Ausstattungsstück einer gehobenen Wohnkultur aus früherer Zeit gerettet werden. Nicht minder wirkungsvoll ist die prachtvolle Treppe, ein beredtes Zeugnis feingliedriger Treppenbaukunst. Haus und Ausstattung lassen auf einen Erbauer mit gehobenen Ansprüchen schließen. Es ist der 1780 von Brüssel mach Kempen übergesiedelte Hofrat Jacob Joseph de Paula, der seinen Lebensabend mit seiner Familie lieber in einem stillen Landstädtchen verbringen wollte als in dem lebhaften Getriebe einer unruhigen Weltstadt.<ref>Hermes, Jakob, | + | Der ehemalige Stadtarchivar Jakob Hermes schrieb über das Haus im Jahr 1983:<blockquote>Die Schönheit des 1777 erbauten Hauses" ist leider nur noch an den flachbogigen Fensters des Obergeschosses erkennbar, da das Erdgeschoß zu Ladenzwecken schon vor dem ersten Weltkrieg und ein zweites Mal nach dem letzten Krieg umgebaut wurde. Die schmuckvolle Haustür aus der Zeit des Rokoko, die für ein modernes Kaufhaus fehl am Platze war, konnte für das städtische Kramer-Museum als wertvolles Ausstattungsstück einer gehobenen Wohnkultur aus früherer Zeit gerettet werden. Nicht minder wirkungsvoll ist die prachtvolle Treppe, ein beredtes Zeugnis feingliedriger Treppenbaukunst. Haus und Ausstattung lassen auf einen Erbauer mit gehobenen Ansprüchen schließen. Es ist der 1780 von Brüssel mach Kempen übergesiedelte Hofrat Jacob Joseph de Paula, der seinen Lebensabend mit seiner Familie lieber in einem stillen Landstädtchen verbringen wollte als in dem lebhaften Getriebe einer unruhigen Weltstadt.<ref>Hermes, Jakob, Bürgerhäuser im Stadtbild von Kempen - 2. Teil, in: Heimatbuch des Kreises Viersen, 1983, S. 166ff., hier S. 172</ref></blockquote>[[Datei:Engerstraße 53 2021.jpg|mini|378x378px|Engerstraße 53 mit C&A im April 2021]] |
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Mitte des 19. Jahrhunderts war hier vorübergehend der Vorläufer des heutigen Luise-von-Duisberg-Gymnasiums untergebracht. "Weil die Stadt die Kosten nicht tragen wollte, sah man sich nach einem anderen Träger um und fand ihn in der Ordensgemeinschaft Ursulinen von Calvarienberg, die an vielen Orten Anstalten zur Mädchenbildung betreute. Am 4. Februar 1867 konnte der Unterricht beginnen. Bis das eigene Klostergebäude fertiggestellt war, wurde für den Unterricht das Hoffmannsche Haus (heute C&A) an der Engerstraße 53 angemietet. | Mitte des 19. Jahrhunderts war hier vorübergehend der Vorläufer des heutigen Luise-von-Duisberg-Gymnasiums untergebracht. "Weil die Stadt die Kosten nicht tragen wollte, sah man sich nach einem anderen Träger um und fand ihn in der Ordensgemeinschaft Ursulinen von Calvarienberg, die an vielen Orten Anstalten zur Mädchenbildung betreute. Am 4. Februar 1867 konnte der Unterricht beginnen. Bis das eigene Klostergebäude fertiggestellt war, wurde für den Unterricht das Hoffmannsche Haus (heute C&A) an der Engerstraße 53 angemietet. |
Version vom 8. Mai 2023, 21:22 Uhr
Der ehemalige Stadtarchivar Jakob Hermes schrieb über das Haus im Jahr 1983:
Die Schönheit des 1777 erbauten Hauses" ist leider nur noch an den flachbogigen Fensters des Obergeschosses erkennbar, da das Erdgeschoß zu Ladenzwecken schon vor dem ersten Weltkrieg und ein zweites Mal nach dem letzten Krieg umgebaut wurde. Die schmuckvolle Haustür aus der Zeit des Rokoko, die für ein modernes Kaufhaus fehl am Platze war, konnte für das städtische Kramer-Museum als wertvolles Ausstattungsstück einer gehobenen Wohnkultur aus früherer Zeit gerettet werden. Nicht minder wirkungsvoll ist die prachtvolle Treppe, ein beredtes Zeugnis feingliedriger Treppenbaukunst. Haus und Ausstattung lassen auf einen Erbauer mit gehobenen Ansprüchen schließen. Es ist der 1780 von Brüssel mach Kempen übergesiedelte Hofrat Jacob Joseph de Paula, der seinen Lebensabend mit seiner Familie lieber in einem stillen Landstädtchen verbringen wollte als in dem lebhaften Getriebe einer unruhigen Weltstadt.[1]
Mitte des 19. Jahrhunderts war hier vorübergehend der Vorläufer des heutigen Luise-von-Duisberg-Gymnasiums untergebracht. "Weil die Stadt die Kosten nicht tragen wollte, sah man sich nach einem anderen Träger um und fand ihn in der Ordensgemeinschaft Ursulinen von Calvarienberg, die an vielen Orten Anstalten zur Mädchenbildung betreute. Am 4. Februar 1867 konnte der Unterricht beginnen. Bis das eigene Klostergebäude fertiggestellt war, wurde für den Unterricht das Hoffmannsche Haus (heute C&A) an der Engerstraße 53 angemietet.
Erste Leiterin der Schule und Oberin der neuen Ordensniederlassung wurde Luise von Duesberg. Als Fächer standen neben Deutsch, Französisch und Englisch, Rechnen und Buchführung, Weltgeschichte, Geografie und Naturkunde auch Schönschreiben, Zeichnen, Gesang und jede Art weiblicher Handarbeiten auf dem Stundenplan. Auch Kochen und sonstige häusliche Beschäftigungen konnten unterrichtet werden. Es gab genaue Vorgaben für die Schuluniform und „Bedingungen für die Aufnahme“. Unterricht war von 8 bis 11 Uhr und 16 bis 18.30 Uhr, mittwochs und samstags von 14 bis 17.30 Uhr."[2]
Schon im Adressbuch von 1898 erscheint dann aber eine Anzeige der Fa. Kiefer. Siehe unten! Im Adressbuch 1912 steht zum umfangreichen Tätigkeitsfeld: Klempnerei und Installationsgeschäft, größte Auswahl in Beleuchtungskörpern aller Art. Haus- und Küchengeräte, -waagen, Gewichte, Maße. Im Adressbuch steht aber unter der Adresse auch noch die "Manufaktur- u. Weißwaarenhdlg." von Jos. Pothen.
Später, nach dem Zweiten Weltkrieg, war hier das bekannte Kempener Kaufhaus Lamp, wo man so ziemlich alles kaufen konnte, was man im Haushalt so braucht. Seit einigen Jahren ist in dem Haus mit der großen Geschäftsfläche zwischen Engerstraße und Rabenstraße eine Filiale der Modekette C&A.
Das Haus gehört heute der Thomas-Stiftung, die das kinderlose Ehepaar Heinrich (1882-1963) und Christine Kiefer, geb. Wennmacher (1895-1979),[3] ins Leben gerufen hat.
Zur Thomas-Stiftung der Eheleute Kiefer siehe Webseite des Deutschen Info-Zentrums für Kulturförderung.
Einträge in alten Adressbüchern
1898
- Pothen, Jos., Manufaktur- u. Weißwaarenhdlg.
1912
- Kiefer, J. H., Klempnerei und Installationsgeschäft, größte Auswahl in Beleuchtungskörpern aller Art. Haus- und Küchengeräte, -waagen, Gewichte, Maße
1925
- Kiefer, J.H., Klempnerei, Installation, Haus- u. Küchengeräte, elektr. Anlagen
- Kiefer, Jos., Rentner
1930/31
- Kiefer, Heinrich, Kaufmann
- Kiefer, Heinrich (2), Klempnerei, Installation, Haus- u. Küchengeräte, elektr. Anlagen, Radio
1937
- Kiefer, J., H., gegr., 1843, sanitäre und Elektro-Installation, Zentralheizungen, Glas- u. Porzellanwaren, Haus- und Küchengeräte, Eisenwaren, Herde, Oefen, Beleuchtungskörper, Radio
Quellen
- ↑ Hermes, Jakob, Bürgerhäuser im Stadtbild von Kempen - 2. Teil, in: Heimatbuch des Kreises Viersen, 1983, S. 166ff., hier S. 172
- ↑ Gerards, Ulrike, Als auch Mädchen lernen durften, Westdeutsche Zeitung, 19.01.2017, siehe auch Kaiser, Hans, Am Anfang stand ein Waisenhaus, Rheinische Post, 19.4.2017, S. C2
- ↑ Jahreszahlen vom Grabstein auf dem Alten Kempener Friedhof