Peterstraße 41: Unterschied zwischen den Versionen
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Hinter den beiden Gebäuden lagen früher Hospitalhäuser, die keine ärztliche Versorgung boten, sondern ein Obdach für Pilger und für obdachlose, ältere und kranke Bürger. | Hinter den beiden Gebäuden lagen früher Hospitalhäuser, die keine ärztliche Versorgung boten, sondern ein Obdach für Pilger und für obdachlose, ältere und kranke Bürger. | ||
− | Die Kempener nannten die Einrichtung in der Sprache ihrer Zeit "Das Gasthaus", was ja auch der ursprünglichen Bedeutung (lateinisch hospitalis = gastfreundlich) entspricht. Stiftung und Name des alten Hospitals zum heiligen Geist leben im heutigen Krankenhaus der Stadt fort.<ref>[https://www.kempen.de/ | + | Die Kempener nannten die Einrichtung in der Sprache ihrer Zeit "Das Gasthaus", was ja auch der ursprünglichen Bedeutung (lateinisch hospitalis = gastfreundlich) entspricht. Stiftung und Name des alten Hospitals zum heiligen Geist leben im heutigen Krankenhaus der Stadt fort.<ref>[https://www.kempen.de/altstadtrundgang/24-haus-weinforth/ Kempen.de - Altstadtrundgang]</ref> |
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In einem Artikel im Heimatbuch des Kreises Viersen von 1988 wird als exaktes Baujahr 1459 genannt. Als erster Eigentümer wird der "Hospitaldirektor des ehemaligen Hospitals zum hl. Geist" genannt. Berichtet wird hier über die Wetterfahne, die auch noch auf dem nebenstehenden Bild gut erkennbar ist. Es könnte sich um die Darstellung eines schwedischen Soldaten handeln, heißt es dort. Die eigentliche Wetterfahne sei abgebrochen.<ref>Houben, Ulrich, Wetterfahnen in Kempen und seinen ehemaligen Honschaften, in: Heimatbuch des Kreises Viersen, 1988, S. 108ff.; Abbildung auf S. 122</ref> | In einem Artikel im Heimatbuch des Kreises Viersen von 1988 wird als exaktes Baujahr 1459 genannt. Als erster Eigentümer wird der "Hospitaldirektor des ehemaligen Hospitals zum hl. Geist" genannt. Berichtet wird hier über die Wetterfahne, die auch noch auf dem nebenstehenden Bild gut erkennbar ist. Es könnte sich um die Darstellung eines schwedischen Soldaten handeln, heißt es dort. Die eigentliche Wetterfahne sei abgebrochen.<ref>Houben, Ulrich, Wetterfahnen in Kempen und seinen ehemaligen Honschaften, in: Heimatbuch des Kreises Viersen, 1988, S. 108ff.; Abbildung auf S. 122</ref> |
Aktuelle Version vom 21. August 2024, 13:35 Uhr
Haus Hüskes-Weinforth
In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erbaut, ist es mit seiner Ziegelfassade, hinter der die übrigen Wände aus Fachwerk bestehen, das älteste mit einem Steingiebel versehene Wohnhaus der Stadt. Seiner auffallenden Bauweise wegen wurde es "Das Steinerne Haus am Markt" genannt.
Das aufgemauerte Kreuz auf dem sechsstufigen Treppengiebel erinnert daran, dass hier der Rektor des Hospitals zum Heiligen Geist wohnte. Das war ein umfangreicher Gebäudekomplex, hervorgegangen aus einer 1390 begründeten Stiftung, von dem nur noch dieses Haus und die rechts anschließende Heiliggeistkapelle übriggeblieben sind.
https://commons.m.wikimedia.org/wiki/Category:Kempen_(Niederrhein)?uselang=de#/media/File%3A5715018.Erwin_Quedenfeldt.jpg
Aber es war mehr ein Hospiz als ein Hospital im heutigen Sinne: Hinter den beiden Gebäuden lagen früher Hospitalhäuser, die keine ärztliche Versorgung boten, sondern ein Obdach für Pilger und für obdachlose, ältere und kranke Bürger.
Die Kempener nannten die Einrichtung in der Sprache ihrer Zeit "Das Gasthaus", was ja auch der ursprünglichen Bedeutung (lateinisch hospitalis = gastfreundlich) entspricht. Stiftung und Name des alten Hospitals zum heiligen Geist leben im heutigen Krankenhaus der Stadt fort.[1]
In einem Artikel im Heimatbuch des Kreises Viersen von 1988 wird als exaktes Baujahr 1459 genannt. Als erster Eigentümer wird der "Hospitaldirektor des ehemaligen Hospitals zum hl. Geist" genannt. Berichtet wird hier über die Wetterfahne, die auch noch auf dem nebenstehenden Bild gut erkennbar ist. Es könnte sich um die Darstellung eines schwedischen Soldaten handeln, heißt es dort. Die eigentliche Wetterfahne sei abgebrochen.[2]
Lange Zeit war in dem alten Haus die Bäckerei und Schankwirtschaft der Familie Hüskes. Schon das Adressbuch von 1879 verzeichnet Joh. Hüskes in der Rubrik Bäcker unter der Kempener Hausnummer 637, als die Häuser noch nicht straßenweise nummeriert waren. Auch 1937 findet man Heinrich Hüskes mit Bäckerei und Wirtschaft.[3]
Seit etwa einem halben Jahrhundert ist heute in dem Haus eine Gastwirtschaft, die Traberklause - nach wie vor eng mit dem Namen Weinforth verknüpft. 1955 übernahmen Hermann Weinforth und seine Frau Christel (geb. Schmitz[4]) die alteingesessene Bäckerei und Wirtschaft von Heinrich Hüskes. Die Bäckerei wurde bald aufgegeben. Der Schwerpunkt lag fortan auf der Gastronomie. 2006 feierte man 40 Jahre Traberklause.[5]Seit 1966 ist demnach im Haus das bekannte und beliebte Restaurant "Traberklause". 1980 haben die Eheleute den Betrieb an ihren Sohn Albert übergeben, der zuvor das Kochhandwerk von der Pike auf gelernt hatte. Albert hat später das Restaurant vermietet, aber offenbar mit der Maßgabe, dass das Lokal im alten Stil und mit ähnlicher Karte weitergeführt werden muss. Von 1995 bis zu seinem Tod im August 2007 wurde das Lokal von Freimut Röder geführt. "Angefangen hatte Röder in Kempen 1989, zunächst fünf Jahre im Haus Platen, danach ein Jahr im Casino-Tennisklub." Auch nach seinem Tod wurde das Lokal noch von der Familie Röder unter Leitung von Inge Röder weiter betrieben.[6] Heute führt die Traberklause der langjährige Koch Helmut Webel, nach wir vor - oder auch wieder - in enger Zusammenarbeit mit der Familie Weinforth, inzwischen in Person von Anna Weinforth bzw. der Anna und Ina Weinforth, Helmut Webel GbR. Hermann Weinforth, geb. 1927, starb schon 1994[7], seine Frau Christel, geb. am 6.12.1933, am 8. November 2011[8]. Alberts Bruder, Dr. Friedhelm Weinforth, hat als Historiker zahlreiche Bücher und Abhandlungen auch über die Kempener Geschichte verfasst.
Über die Geschichte der Gaststätte las man auch in einem ausführlichen Artikel der Rheinischen Post im September 2006:
"Urig und gemütlich, das sind wohl die beiden meist genannten Begriffe, die fallen, wenn der Kempener die „Traberklause“ an der Peterstraße/Ecke Buttermarkt erwähnt. Seit nunmehr 50 Jahren besteht die Gaststätte in dem rund 500 Jahre alten denkmalgeschütztem Haus. Dass dort einst eine Bäckerei war, darin erinnert sich wohl kaum einer der Kempener mehr.
Und genau in dieser Bäckerei fand die Entstehungsgeschichte der Gaststätte statt. In einem der ältesten Häuser Kempens, dem ehemaligen Haus des Chefarztes des Heilig-Geist-Hospitals, betrieb der Bäckermeister Heinrich Hüskes zusammen mit seiner Schwester Lena eine Bäckerei. 'Wie es damals so war, haben die Kunden mal nach einem Schnäpschen gefragt, dann nach einem Bier, und schließlich gab es mal eine Bohnensuppe. Die ersten Anfänge eines Schankraumes waren gemacht', erzählt Koch Freimut Röder, dessen Frau Inge heute die Gaststätte betreibt.
Bäckerei und die kleine Schankwirtschaft übernahmen am 1. August 1955 die Eheleute Hermann und Christel Weinforth. Schon kurze Zeit später kristallisierte sich heraus, dass der Schwerpunkt sich immer mehr zugunsten des Schankraumes verlagerte. Als Renovierungsmaßnahmen der Backstube anstanden entschlossen sie sich so, die Bäckerei aufzugeben. Unter dem Namen „Weinforth“ führte das Ehepaaar die Gaststätte weiter, wenngleich der Spitzname „Traberklause“ auch schon auftauchte. „Der Vater von Christel Weinforth hatte einige Traberpferde. Und bei Siegen wurde hier gefeiert. Der Name Traberklause war geboren“, verrät Röder.
Weinforth waren es auch, die den Innenräumen ihr heutiges Outfit gaben. In ganz Deutschland kauften sie Antiquitäten, um damit die Gaststätte auszustatten. Was sie im Laufe der Jahre alles zusammengetragen haben, kann der Gast heute in aller Ruhe beim Besuch bestaunen. Die Palette reicht dabei von der antiken Mausefalle über Steingutgeschirre bis hin zu alten Backformen. Lagen die Anfänge der Küche noch ganz im Kleinen, so änderte sich dies schnell. Bäckermeister Weinforth bildet sich in Kochkursen weiter, und mit Eintritt des Sohnes Albert 1980 stand der erste gelernte Koch der Familie in der Küche. Die Menükarte wurde immer weiter ausgebaut und nicht nur Kempener lernten sie schätzen.
Das ist bis heute so geblieben, denn das Ehepaar Röder knüpfte 1995, als sie die Gaststätte pachteten, an die Tradition an. So findet der Besucher auf der Speisekarte typisch rheinische Gerichte, Speisen der Saison – derzeit sind es Steinpilze –, Salat, Fisch und eine Mittagskarte mit Hausmannskost. Gestalterisch ist innen alles geblieben. Lediglich die Außengastronomie veränderte ihr Bild etwas. Gemütliche Sitzgelegenheiten und Blumenarrangements laden heute zum Verweilen und Schlemmen ein."[9]
Die Peterstraße 41 ist in der Denkmalliste eingetragen.
Einträge in alten Adressbüchern
1879
- Hüskes, Joh., Bäcker, Kempen, Haus-Nr. 637
1898
- Hüskes, Pet. Joh., Bäcker und Wirth
1912
- Hüskes, Joh., Bäcker und Schenkwirth
1830/31
- Hüskes, Heinrich, Bäcker
1937
- Hüskes, Heinrich, Bäckerei und Wirtschaft
1959
- Fischer, Friederike, Hausgeh.
- Hüskes, Heinr., Rentner
- Weinforth, Herm., Bäckerei Konditorei Gaststätte, F. 622
Quellen
- ↑ Kempen.de - Altstadtrundgang
- ↑ Houben, Ulrich, Wetterfahnen in Kempen und seinen ehemaligen Honschaften, in: Heimatbuch des Kreises Viersen, 1988, S. 108ff.; Abbildung auf S. 122
- ↑ Einträge in alten Adressbüchern
- ↑ Schlachtbetrieb Schmitz, Kuhstraße 23
- ↑ WZ-Newline, 28.8.2007
- ↑ WZ-Newline, 28.3.2008
- ↑ Jahreszahlen vom Grabstein auf dem Alten Kempener Friedhof
- ↑ aus der Todesanzeige in der Rheinischen Post
- ↑ Von der Bäckerei zur Gaststätte, RP Online, 7.9.2006
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