Umstraße 8

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  • Rath, Andreas

geb. 22. 8. 1878 Kempen
Gehilfe
Kempen, Umstr. 8
dep. Riga 11. 12. 1941
† Ende 1942[1]


Kaiser schreibt über die Geschichte des Hauses:

Umstraße 8 (Ecke Umstraße/Rabenstraße), EW 5900 RM: Das Haus hatte ursprünglich dem wohlhabenden Kempener Viehhändler Sally Rath gehört, ging dann an eine vierköpfige Eigentümer-Gemeinschaft. Nach dem Verkauf seines Hauses Vorster Straße 15 am 21. Februar 1939 (...) zog hier der Synagogengemeindevorsteher Sally Rath mit seiner Frau Luise, geb. Gompertz, und seiner Tochter Erika (Zilla) bis zur Emigration über die Niederlande nach England am 28. August 1939 ein. In diesem Haus, das als Judenhaus galt, wohnte zuletzt noch Andreas Rath zur unentgeltlichen Nutznießung. 1938 wurde es, da Bruno Raths Vater im August des Jahres in die USA emigriert war, vom Reich beschlagnahmt und der Verwaltung des Kempener Finanzamts unterstellt, 1942 (nach der Deportation von Andreas Rath nach Riga, wo er umkam, am 11. Dezember 1941) war es regelrecht im Besitz der Reichsfinanzverwaltung. Das erste Stockwerk wurde an den Mauerermeister Josef van Mierlo, Ellenstraße 25, vermietet. Im Erdgeschoss wohnte weiterhin Maria Dappen, über 40 Jahre Haushälterin in der Famlie Rath. Beim Luftangriff am 2. März 1945 wurde es völlig zerstört.[2]

Und weiter:

Sonderbar – der Junggeselle Adolph genannt Andreas Rath verbleibt im ersten Stockwerk seines Häuschens Umstraße 8 (Ecke Umstraße/Rabenstraße), von dem er ein Viertel besitzt, und er bleibt alleine. Der Grund ist, dass die anderen drei Viertel des Hauses damals noch drei Mitbesitzern gehörten, und von einem wusste die Gestapo, dass er amerikanischer Staatsbürger war: von dem im Dezember 1933 emigrierten Bruno Rath, bis dahin wohnhaft in Kempen, Vorster Straße 17. Für den Verkauf wäre also eine Genehmigung des Auswärtigen Amtes notwendig gewesen, und so weit wollte man nicht gehen. Nachdem im August 1938 Bruno Raths Vater zu seinem Sohn ausgewandert war, ist das Haus der Verwaltung des Kempener Finanzamts unterstellt worden. Erst nachdem der einzige Bewohner Andreas Rath am 11. Dezember 1941 nach Riga deportiert worden ist und einen Tag später das Reich den USA den Krieg erklärt hat, geht das Haus Umstraße 8 endgültig in das Eigentum der Reichsfinanzverwaltung über.[3]


  1. Friedhelm Weinforth: Geschichte der jüdischen Gemeinde Kempen, in: Gerhard Rehm (Redaktion): Geschichte der Juden im Kreis Viersen (Schriftenreihe des Kreises Viersen 38), Viersen 1991, S. 273-306, hier S. 301.
    Dieter Hangenbruch: "In der Gewalt der Gestapo. Das Schicksal der Juden des Kreises (1933 bis 1945)", in: Heimatbuch des Kreises Viersen 1979, S. 239-260, hier S. 254
  2. vgl. Kaiser, Kempen unterm Hakenkreuz, Band 2, Viersen, 2014, S. 383
  3. vgl. Kaiser, Kempen unterm Hakenkreuz, Band 2, Viersen, 2014, S. xxx