Wijo Heinen

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Wijo Heinen, Portrait, gemalt von seinem Freund Stanislaw Jurewic Borodin aus Russland
Wijo Heinen in seinem Atelier

Wilhelm-Josef Heinen, geb. am 28. Januar 1938 in Kempen am Niederrhein als Kind der Eheleute Wilhelm (gen. Willy) und Margarethe Heinen, aufgewachsen im Haus Ellenstraße 37 als Kind der Ellenstraße, der er Zeit seines Lebens verbunden blieb. Zeit seines Lebens wurde er von allen nur Wijo genannt. Gestorben ist er am 6. Mai 2024 im Alter von 85 Jahren nach Komplikationen bei einer Aorta-Operation im Helios-Krankenhaus in Krefeld.

Er war verheiratet mit Elke Heinen, die viele Jahre vor ihm im März 2011[1] einem Krebsleiden erlag. Aus der Ehe gingen die drei Söhne Wilhelm, Peter und Christian hervor. Zunächst wohnte die ganze Familie noch bei den Eltern auf der Ellenstraße.

Schon in jungen Jahren übernahm Wijo die Gärtnerei seines Vaters, der schätzungsweise Ende der 1960er Jahre starb. Schon früh wurde er von seinem Vater bei der Arbeit eingespannt. Der Gärtnereibetrieb war in der Ziegelheide, wo Wijo mit seiner Familie später auch wohnte, bis Haus und Betrieb einem Brand zum Opfer fielen. Die Familie zog dann wieder nach Kempen zum Möhlenring.

Seine Mutter Margarethe führte in der Ellenstraße ein kleines Obst- und Gemüsegeschäft. Geschätzt Mitte der siebziger Jahre gab Frau Heinen das kleine Geschäft auf, und Wijo eröffnete dort einen Blumeneinzelhandel. Seine Mutter starb (ebenfalls geschätzt) Ende der 1980er Jahre. Nach dem Abriss des Gebäudes 1995 (Wijo hatte das Haus Ende der achtziger Jahre an die Nachbarn Karl und Gerta Hamm verkauft) überbrückte Wijo die Zeit bis zur Fertigstellung des Neubaus in einem Verkaufscontainer am Parkplatz 1 an der Heilig-Geist-Straße. Anschließend eröffnete er in den neuen Räumen der sein Geschäft auf erweiterter Fläche. Dort widmete er aber schon einen Großteil seiner Arbeit der Malerei. Bald schloss er deshalb den Blumenhandel und widmete sich im Wesentlichen seiner Malerei.

Nach dem Umzug der "Küche" zur Kuhstraße gründete er im September 2014 mit mehreren Kollegen das Kunstzentrum in der Ellenstraße 11-12. Die Ladenlokale standen leer, so dass der Eigentümer die Räume den Künstlern günstig überlassen konnte. Die Adresse war fortan nicht nur das Zentrum des Kempener Kunstgeschehens, sondern auch ein beliebter Treffpunkt für manches Kempener Pläuschchen.

Wijo Heinen Totenzettel.png

Wijos Heimat war immer die Ellenstraße. Von Kind und bis zu seinem Tod war er Mitglied der Straßengemeinschaft und sorgte mit seinen Ideen dafür, dass die Wagen und Gruppen der Ellenstraße bei der Prämierung im Karnevalszug stets auf den ersten Plätzen erschienen. In der Interessengemeinschaft der Geschäftsleute war er sehr aktiv und entwickelte immer neue Ideen, seien es die Maikäfer über der Straße, die bunten Schirme, die Weihnachtsfiguren und vieles, vieles mehr. Auch seine Open-Air-Kunstausstellung im Grüngürtel war ein weiteres Resultat seiner Kreativität. Erst ein Jahr vor seinem Tod, also mit unglaublichen 85 Jahren eröffnete er noch ein neues Atelier in einem leerstehenden Ladenlokal im Klosterhof. An Aufhören verschwendete Wijo niemals einen Gedanken.

Spätestens seit Anfang der 2000er Jahre wohnten Wijo und Elke wieder auf dem Möhlenring, nun in der Nr. 59 gegenüber der Wambrechiesstraße.

Wijo bei einem Ausflug der Straßengemeinschaft Ellenstraße im Jahr 2003



VITA, die er im Zusammenhang mit Kunstausstellungen verwendete:

Wilhelm Josef Heinen wurde 1938 in Kempen am Niederrhein geboren.
Mit 16 Jahren schaffte er erste künstlerische Arbeiten. In diesen Jahren entdeckte WiJo seine Liebe zu den Impressionisten. Seitdem sind z. B. Monet, Manet, Renoir, Van Gogh und Cézanne seine Vorbilder. Die Malerei eignete er sich durch Kurse und Besuche der Kunstzentren wie Paris, Köln und durch Eigenstudium an.
Glücklicherweise lernte WiJo Heinen 1990 den russischen Maler Stanislaw Jurewic Borodin kennen. Mit ihm unterhält er enge künstlerische Kontakte. Stanislaw Jurewic Borodin ist einer der letzten russischen Impressionisten.

In der Mai-Ausgabe von Niederrhein im Blick schrieb Redakteur Adrian Zirwes unter "Klatsch und Tratsch" folgenden schönen Nachruf:[2] Seiner Todesanzeige widmete er in der Ausgabe eine ganze Seite.

+++ Zu guter Letzt etwas Trauriges. Ja, etwas sehr Trauriges sogar. Kempen ist um ein Original ärmer geworden: Wilhelm-Josef Heinen, genannt WiJo, ist letzte Woche verstorben. Er war einer der ganz wenigen, aber nicht minder bekannten und wegen seiner offenen Art auch gern gesehenen kreativen Künstler in seiner Heimatstadt Kempen. Er war ein echtes Kempener Original. Malte für sein Leben gern und das schon seit 70 Jahren.

Begonnen hatte alles, aber auch wirklich alles auf „seiner” Ellenstraße, wo er auch geboren wurde. Er liebte seine Heimatstadt über alles und eben insbesondere seine Ellenstraße. Angefangen hat er als Gärtner und Florist, bevor er überhaupt anfing die vielen schönen bunten Blumen, mit denen er tagtäglich umging, auch zu malen. Es gibt nichts, was er nicht schon in Öl gemalt hätte. Darüber hinaus war er „natürlich” kreativ - sagen wir „besonders” kre-Aktiv. Ein echter kreativer Wassermann. Hat unzählige Male ausgestellt, auch international. War Mit-Gründer vom „KK 87” dem Kempener Kunstkreis, veranstaltete Sonderausstellungen im Kramer-Museum und war Gründer des „Kunstzentrums Ellenstraße”. Zu all dem war er auch noch seit nahezu über 60 Jahren im Karneval aktiv - als Wagenplaner und Wagenbauer. Kegelte immer noch alle Neune im Kegelverein und ist und jetzt war in vielen anderen Gruppierungen einfach derjenige, der mit anpackte.

Er war der Anpacker und einfach der Wijo, wie viele Freunde es liebevoll ausdrückten. Und er ließ nichts auf seine Heimatstadt Kempen kommen. Aber auch gar nichts! Aus dieser Freude bezog er seine Inspirationen, seine Kraft und auch seine Gesundheit. Seit letztem Jahr hatte er zusätzlich ein ganz „öffentliches” und vor allem wieder zentrales Atelier im Klosterhof mit anderen Künstlern bezogen, und in diesem Jahr hatte er seine Liebe für die Werke von Monet wieder entdeckt und eine ganz neue Serie in seinem Stil angefangen zu malen. Die zeitlose Schönheit der impressionistischen Malerei, die von der Natur, dem Licht und der Atmosphäre inspiriert sind, wie er sich ausdrückte, hat ihn zeitlebens fasziniert. Die zudem, so wie er es empfand, die Eleganz und Lebendigkeit der Kunst in die Gegenwart brachte. Zu Ostern hatte er ein weiteres Kunstwerk fertig und lud dazu ein, die majestätische Schönheit von Paris' berühmten Wahrzeichen, den „L’arc de Triomphe”, mit ihm zu bewundern, bevor dann im April noch seine neue und farbenprächtige Serie von „Le Mont-Saint Michel” dazu kam. KreAktiver war keiner seiner Kollegen.

Anfang Mai kam dann die Hiobsbotschaft aus dem Krankenhaus, wo er eine OP an der Bauchschlagader vornehmen ließ und es dabei zu Komplikationen kam und er nahezu unerwartet verstarb. Jetzt sind nicht nur alle Künstlerkollegen und alle Kempener die ihn kannten, sehr betroffen und traurig, sondern auch alle seine Wegbegleiter, mit denen er seine Zeit und das Leben teilte. Unser Reporter ist natürlich auch mit dabei, wenn es um die Verabschiedung von und leider auch mit Wijo Heinen geht. Ist doch Ehrensache, nicht nur als Wassermann. Und natürlich nicht in schwarz, wie er es sich auch wünschen würde, sondern in den bunten Farben von Monet und den vielen anderen Künstlern, die er doch so geliebt hat. „Lott jonn WiJo, jetzt wird ett endlich auch im Himmel farbig und bunt...”!



Quellen:

  1. nach Unterlagen der Straßengemeinschaft; zumindest erfolgte die Spende an das Von-Broichhausen-Stift anstelle von Blumen und Kränzen am 10.3.2011.
  2. Niederrhein im Blick, Nr. 7/2024, 24.5.2024, S. 4