Vorster Straße

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3 alte Fotos von der Vorster Straße (Quelle: Hella Furthwängler)
Vorster Straße 8, Höhere Mädchenschule 1911-1932 (Quelle: Reuter[1])
Vorster Strasse mit Blick in die Peterstrasse

Die Nummerierung der Häuser der Vorster Straße wurde vor dem Zweiten Weltkrieg offensichtlich geändert. Bis etwa 1930 waren die Nummern wie noch heute bei den Straßen der Innenstadt seitenweise fortlaufend nummeriert, und zwar vom Eckhaus am Donkring mit der Nummer 1 stadtauswärts und dann zurück bis zum letzten Haus gegenüber am Hessenring mit der Nummer 30, heute Vorster Straße 2. Auf einer Seite wurden damals also nur etwa 15 Häuser gezählt.

Heute erfolgt die Zählung wie meist üblich seitenweise abwechselnd, so dass zum Beispiel die früheren Hausnummern 8 und 9 heute den Nummern 15 und 17 entsprechen.[2]

alt 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30
neu 1 3 5 7 9 11 13 15 17 22 14 12 10 8 6 4 2
??? 19 21 ... 28 26 24 20 18 16

Links drei interessante Aufnahmen. Das erst Bild zeigt die Vorster Straße mit dem Blick in die Peterstraße.

Das zweite Bild zeigt die ersten Häuser auf der linken Seite ab Ring mit dem Peterturm im Hintergrund.


Und das dritte Bild zeigt das Betriebsgebäude, das unter dem Namen "HEIKA" bekannt war (nach der Süßwarenfabrik Köffers benannt)[3]. Im Adressbuch von 1925 erscheint der Eintrag Köffers, Jos., Kaufmann, unter der Adresse Vorster Straße 14a. Schon 1931 erscheint der Eintrag Köffers, Josef, Rentner unter der Adresse Vorster Straße 41, was aber nach der oben stehenden Referenzierung nicht zwingend zur Nr. 14a passt.

Später wurde das Gebäude genutzt als "Arbeitslager Bonifatius". Es lag etwa gegenüber der Einmündung der Dinkelbergstraße. Und nach der Nutzung als Arbeitslager war hier wohl eine Zeitlang zunächst auch der Betrieb von Dr. te Neues untergebracht.[3]

Kaiser schreibt hierzu:[4]

Am 8. Dezember 1932 wird dann tatsächlich in der 1926 still gelegten Zuckerwarenfabrik Haika an der Vorster Straße gegenüber der Einmündung der heutigen Dinkelbergstraße ein Arbeitsdienstlager eröffnet. Finanziert wird es vom Bonifatiuswerk, einem Verein, der ursprünglich zur Unterstützung von Katholiken in der Diaspora gegründet wurde.[1] Träger des Kempener Lagers ist das Katholische Heimatwerk für den Arbeitsamtsbezirk Kempen, eine Zweckgemeinschaft der Verbände der katholischen Jugend.[2] Hier sollen unter der Führung von jüngeren Kräften, die in Arbeitslagern bereits Erfahrungen gesammelt haben, an die 200 junge Leute unter 25 Jahren unterkommen, die nach den täglich vorgeschriebenen sechs Stunden Arbeit mit Sport und Unterricht beschäftigt werden.

[1] Dazu die Darstellung des Lagergründers und -leiters Heinrich Tebartz, Ein Arbeitsdienstlager in Kempen 1932/33, in: Selbst erlebt. Bürger erzählen Kempener Geschichte(n), Maria-Basels-Autoren-Wettbewerb, Kempen 1994, S. 94 f. – Zum Bonifatiuswerk Günter Risse/Clemens A. Kathke, Diaspora: Zeugnis von Christen für Christen; 150 Jahre Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken, Paderborn 1999. Um die Finanzierung des Lagers vor Ort zu sichern, wurde im September 1932 ein Bonifatiuswerk-Ortsverein gegründet. Schreiben des Landrats vom 4.10.1932, in: KAV Kreis Kempen-Krefeld (im Folgenden abgekürzt: KK) 527.

[2] Laut Manfred Göbel, Katholische Jugendverbände und freiwilliger Arbeitsdienst 1931-1933, Paderborn u. a. 2005, S. 186 war der Sitz des Katholischen Heimatwerks für das Rheinland im Jugendhaus Düsseldorf. Für seinen Hinweis auf dieses Buch habe ich Dr. Ulrich Hermanns zu danken.


Die Häuser (heutige Nummern):



Quellen:

  1. Reuter, Josef, Waisenhaus - Marienheim - St. Annenhof 1889-19889, Kempen, 1989, S. 23ff.
  2. 1925 erscheint zum Beispiel der Eintrag Sally Rath noch unter der Adresse Vorster Straße 8, ab 1930/31 dann unter der Adresse Vorster Straße 15.
  3. 3,0 3,1 Mitteilung von Dr. Erich Bacher, Meerbusch, September 2024
  4. Kaiser, Hans, Kempen unterm Hakenkreuz; Band 1, S. 37