Donkring 77
Das ist das Eckhaus Donkring/Vorster Straße, gemäß Liste der Baudenkmäler erbaut 1898. Auf einer Karte von 1911 ist das Gebäude aber seltsamerweise noch nicht eingezeichnet.
In der Liste der Baudenkmäler wird das Gebäude außergewöhnlich umfangreich beschrieben:
Das Eckgebäude Donkring 77 / Vorster Straße wurde 1898 als Gaststätte für Johann Bongartz, wohnhaft Vorster Straße 1 errichtet. Planverfasser war der Architekt Hubert Dohmen. Auf Postkarten von 1930 wird das Haus als „Restaurant Thelen-Bongartz“ bezeichnet, mit „Gesellschaftszimmer, Autogaragen und Stallungen“.
Es handelt sich um ein zweigeschossiges Eckgebäude in städtebaulich prominenter Lage, an der Einmündung der nach Süden führenden Landstraße in die Ringstraße (Stadterweiterung des 19. Jhs.) Entlang des Ringes ist es 8 regelmäßige Fensterachsen breit gelagert, zur Vorster Straße hin erstreckt es sich mit vier Achsen einschließlich eines Eingangs. In der für diesen Eckhaustyp charakteristischen Weise in die Ecke als zusätzliche Achse abgeflacht und enthält den eigentlichen Eingang zur Gastwirtschaft (mit alter Tür). Darüber ist sie durch einen vorkragenden Erker mit turmartiger Überhöhung im Dachbereich betont.
Der 4x1x4 Achsen große Eckbereich des Baukörpers erhält durch ein Mansarddach ein weiteres Dachgeschoss, während der Baukörper im Bereich der linken vier Achsen entlang des Donkrings durch ein einfaches Satteldach ohne Dachausbau niedriger ausfällt.
Die Straßenfassaden des Hauses zeigen eine Backsteinputzfassade, mit quaderrustizietem Erdgeschoss und verklinkertem Obergeschoss, in dem Brüstungen, Gewände und Gesimse durch ornamentierte Putzflächen bzw.- bänder dekoriert sind. Fenster und Türen des Erdgeschosses sind rundbogig, im Obergeschoss hochrechteckig mit strukturierten Putzgewänden. Die verschieferte Mansarde ist durch Gaubenfenster gegliedert, von denen allerdings nur noch der runde Okulus im turmartigen Aufbau der Eckachse seine ornamentierte Rahmung behalten hat.
An der Vorster Straße ist das Haus an das Nachbargebäude angebaut, der freistehende Giebel links am Donkring sowie die Rückseiten sind zeittypisch schlicht und backsteinsichtig ausgeführt.
Im Inneren ist die originale Grundrissteilung samt wesentlicher wandfester Ausstattungsdetails weitgehend erhalten. Der Schankraum im Erdgeschoss ist durch Unterzüge in drei Raumteile gegliedert. Stuckierte Kapitelle sowie Kehlprofile und Mittelrosetten ergeben ein anschauliches historisches Raumbild. Zum Giebel hin schließt sich die ehemalige Küche an, mit strapazierfähigem Terrazzoboden. Der Seiteneingang an der Vorster Straße führt in einen Flur mit Treppenhaus, der separat Nebenräume und die Deckenstuck im Erdgeschoss und über alle Geschosse die Holztreppe, zweiarmig gegenläufig mit Wendepodest und gedrechselten Geländerstäben. Im Obergeschoss ist über der EG-Restauration der „ Gesellschaftsraum“ erhalten, mit Dielenboden und stuckierte Mittelrosetten an den Decken. Fremdenzimmer sowie Zimmer für Mägde und Wäsche- und Bügelarbeiten waren laut originalem Bauplan in der Mansarde untergebracht. Das Haus ist außerdem vollständig unterkellert.
Es handelt sich um ein außen und innen in den wesentlichen Teilen sehr anschaulich erhaltenes Gaststättengebäude der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, mit einer mehr als 100jährigen Nutzungstradition. Hinzu kommt seine wertvolle städtebauliche Lage im Stadterweiterungsgebiet, in einer Ecksituation an der Einmündung einer der alten Landstraßen in die Ringstraße um den mittelalterlichen Ortskern. Innerhalb des hier rechtskräftigen Denkmalbereichs 2 besitzt es eine hohe Prägewirkung und setzt „einen auffallenden städtebaulichen Akzent“ (Satzung). Da auch im inneren sehr beachtliche Grundriss- und Ausstattungselemente der Bauzeit erhalten sind, ist eine Ausdehnung des Schutzumfangs vom städtebaulichen Erscheinungsbild auf das Gesamtgebäude einschließlich Inneres sachlich gerechtfertigt und angeraten.
Als über 100 Jahre alte Gaststätte sowie als prägender baulicher Bestandteil des Städteerweiterungsgebietes entlang der Ring- und Ausfallstraßen ist das Gebäude Donkring 77 / Ecke Vorster Straße bedeutend für Kempen. An seiner Erhaltung und Nutzung besteht aus den beschriebenen städtebaulichen Gründen sowie insbesondere wegen der anschaulich erhaltenen Nutzungs- und Ausstattungsstruktur auch aus wissenschaftlichen, hier architekturgeschichtlichen Gründen ein öffentliches Interesse. Es handelt sich daher gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz NRW um ein Baudenkmal.[1]
Früher war hier also die Gastwirtschaft von Heinrich Thelen (Thelen-Bongartz). Später wurde die Gaststätte noch von verschiedenen Pächtern betrieben, zuletzt auch noch als asiatisches Restaurant, mal chinesisch, mal koreanisch. Noch 2004 findet man im Telefonbuch das Restaurant China Town.
Seit 2005 ist hier eine Niederlassung der Novotergum AG, einem Gesundheitsdienstleister in der Physiotherapie.
Neben dem Grundstück war lange eine große Freifläche, die 2019 nach langen Planungen[2] mit einem großen Mehrfamilienhaus bebaut wurde. Eigentümer des Grundstücks ist nach wie vor die Familie Thelen.
Einträge in alten Adressbüchern:
1898, aber unter Vorster Straße 1 mit hervorgehobenem Eintrag
- Bongartz, Johann, Zimmermeister und Bauunternehmer, Holz- und Baumaterialhandlung Restauration Da war aber das Haus Donkring 77 wohl tatsächlich noch nicht gebaut. Bongartz zog also wohl mit seiner Wirtschaft nur ein Haus weiter.
1912
- Bongartz, Joh., Landwirt und Schenkwirt
1925
- Bongartz, Joh., Landwirt und Wirt
1930/31
- Thelen, Heinrich, Gastwirt
1937
- Thelen, Heinrich, (Thelen-Bongartz), Wirtschaft, F. 366
1959
- Geub, Wolfg., Schlosser
- Hörschkes, Lorenz, Lagerh.
- Weydt von der, Peter, Gaststätte, F. 2432
Vorher erscheint der Eintrag Thelen unter dieser Adresse noch nicht.
Quellen: