Ellenstraße 2
Haus Zirkel
Laut Adressbuch für den Kreis Kempen/Rhein aus dem Jahr 1898 betrieb im Haus Ellenstraße 2 Levy Heß eine "Manufakturwaarenhandlung". Im Branchenteil des Buches erscheint das Geschäft auch unter Kleidergeschäfte.[1] Der Name Zirkel erscheint im Adressbuch von 1898 unter der Ellenstraße noch nicht.[2]
Das Haus gehörte aber zumindest vor dem Krieg der Familie Zirkel. "Ich erinnere mich an Vater Zirkel, weißhaarig im Sessel sitzend. Seine bedeutend jüngere Frau betrieb in dem Ladenlokal ein Textilgeschäft", schreibt Karl Hamm in seinen Erinnerungen.[3] Es war also nach wie vor ein Textilgeschäft im Haus. Vielleicht bestanden ja verwandtschaftliche Verbindungen zwischen Levy und Frau Zirkel.
Weiter schreibt er: "Bei Zirkel waren vier Kinder; Adele, die unverheiratet blieb und bei der Kreisverwaltung tätig war, Johannes, genannt Hanni, Josef und Franz. Hanni übernahm das Geschäft und heiratete ein Mädchen aus Grefrath. Er verunglückte tödlich mit seinem Motorrad. Josef machte Abitur am Kempener Gymnasium Thomaeum und ging zur Finanzverwaltung. Franz wurde Bäcker und ist im Krieg gefallen. Er war ein bekannter Langstreckenläufer mit Schwerpunkt "3000 Meter Hindernislauf". Er hinterließ Frau und einen Sohn."[3] Im Adressbuch von 1939 stehen Franz und Josef Zirkel sowie die Witwe Josef Zirkel, die Frau von "Vater Zirkel", die erst irgendwann zwischen September 1950 und Juli 1951 verstarb.[4] Darüber hinaus listet das Adressbuch aber noch Ernst Diekers mit Kurz-, Weiß- und Wollwaren, den Kraftfahrer Johannes Kauertz und Matthias Mönix mit einer Autospedition. Und unter der Peterstraße 7 erscheint noch Frau Matth. Mönix, die dort unter der Firma Anna Schaffers ein Damenputzgeschäft betrieb.[5] Adele Zirkel erbte das Haus und vermietete einen Teil des Wohnraums und das Ladenlokal. In dem war bis Mitte der fünfziger Jahre die Schuhmacherwerkstatt von Franz Menzebach. Er wohnte auch im Haus und hatte zwei Kinder (Anneliese und Männi). Fa. Menzebach zog Mitte der fünfziger Jahre zur Bockengasse.[6]
Ab 1954 befand sich dann in den Räumlichkeiten die Drogerie Setzer (Bild links: Eheleute Setzer 1962 bei einem Ausflug der Straßengemeinschaft)[7], die Anfang der siebziger Jahre noch wenige Jahre von einer Frau Hoffmann betrieben wurde. Vom 1. März 1977[8] bis 1980 war in dem Haus eine Werkstatt für orthopädische Schuhe Stark und Stahl und seit 1980 das Antiquitäten-Geschäft von Mirabel Bienefeld.[9] In einer Anzeige in der Westdeutschen Zeitung vom 20.5.1982 heißt es: "Antiquitäten Mirabel Bienefeld, pol. Möbel aus der Biedermeier- und Empire-Zeit, Eichenmöbel d. 18. und frühen 19. Jahrhunderts sowie schönes altes Porzellan, Glas, große Auswahl an antikem Schmuck".
Adele Zirkel hat das Haus Anfang der Siebziger an Hans Heckmann verkauft. Es wurde vor dem Einzug von Frau Bienefeld renoviert und in diesem Zuge im Interesse eines besseren Stadtbildes um ein Stockwerk reduziert (siehe Foto rechts). Haus Ellenstraße 2 in der Denkmalliste
Zur Straßenliste Ellenstraße
Einträge in alten Adressbüchern
1879
- Heß, Levy, Manufacturwaaren-Handlung, Kempen, Haus-Nr. 28 (offenbar identisch?)
1898
- Heß, Levy, Manufakturwhdl., auch unter Kleidergeschäfte
1912
- Hendricks, Petronella, Näherin
- Laux, Theod., Klempnerges.
- Zirkel, Jos., Kurz-, Weiß- u. Wollwaren-Handlung
1925
- Zirkel, Jos., Kurz-, Weiß- und Wollwaren
1930/31
- Zirkel, Josefine, Wwe., Kauffrau
1937
- Zirkel, Franz, Bäcker
- Zirkel, Josef, Angestellter
- Zirkel, Josef Wwe., o. B.
- Diekers, Ernst, Kurz-, Weiß- und Wollwaren
- Kauertz, Johannes, Kraftfahrer
- Mönix, Matthias, Autospedition, Tel. 416
1959
- Gerfertz, Artur, Fleischer
- Klussmann, Wilh, Verwalter
- Zirkel, Josefine, o. B.
- Gerfertz, Helmut, Angest.
- Setzer, Rudolf, Dogerie Foto Parf. Spirituosen, F. 2458
Quellen:
- ↑ Adressbuch für den Kreis Kempen/Rhein, 1898:
- Heß, Levy, Manufakturwhdl., im Branchenteil auch unter Kleidergeschäfte
- ↑ Der Name August Zirkel erscheint wohl im Adressbuch von 1879 unter Cigarrenfabriken und -handlungen
- ↑ 3,0 3,1 Aus den Aufzeichnungen von Karl Hamm
- ↑ Aus Unterlagen der Straßengemeinschaft: Ausgabe für Kranz Zirkel (wahrscheinlich die Mutter von Adele)
- ↑
Adressbuch für den Kreis Kempen-Krefeld, 1937:
- Zirkel, Franz, Bäcker
- Zirkel, Josef, Angestellter
- Zirkel, Josef, Wwe., o. B.
- Diekers, Ernst, Kurz-, Weiß- und Wollwaren
- Kauertz, Johannes, Kraftfahrer
- Mönix, Matthias, Autospedition, Tel. 416
- Peterstr. 7: Schaffers, Anna, Damenputz, Inh.: Frau Matth. Mönix, privat Ellenstr. 2
- Zirkel, Franz, Bäcker
- ↑ Kassenbuch der Straßengemeinschaft: 10.6.55 Kranz Sterbefall Menzebach
- ↑ 1954 erscheinen Setzer erstmalig unter Beiträge zur Weihnachtsdekoration im Kassenbuch der Straßengemeinschaft, im Dezember 1968 gab es noch ein Geschenk der Straßengemeinschaft zur Silberhochzeit und es gibt auch noch eine Quittung der Fa. Setzer
- ↑ Aus Unterlagen der Straßengemeinschaft: 1.3.77 Eröffnung Stark (Herr und Frau Stark)
- ↑ Aus Unterlagen der Straßengemeinschaft: 1980 wurde Mirabel Bienefeld Mitglied der Straßengemeinschaft
Aus den Erinnerungen von Karl Hamm:
- Das Haus gehörte der Familie Zirkel. Ich erinnere mich an Vater Zirkel, weißhaarig im Sessel sitzend. Seine bedeutend jüngere Frau betrieb in dem Ladenlokal ein Textilgeschäft.
- Bei Zirkel waren vier Kinder; Adele, die unverheiratet blieb und bei der Kreisverwaltung tätig war, Johannes, genannt Hanni, Josef und Franz. Hanni übernahm das Geschäft und heiratete ein Mädchen aus Grefrath. Er verunglückte tödlich mit seinem Motorrad. Josef machte Abitur am Kempener Gymnasium Thomaeum und ging zur Finanzverwaltung. Franz wurde Bäcker und ist im Krieg gefallen. Er war ein bekannter Langstreckenläufer mit Schwerpunkt "3000 Meter Hindernislauf". Er hinterließ Frau und einen Sohn.
- Adele erbte das Haus und vermietete das Ladenlokal und einen Teil des Wohnraums. In dem waren eine Schuhmacherwerkstatt "Menzebach", eine Drogerie "Setzer", eine Werkstatt für orthopädische Schuhe "Stark und Stahl" und zuletzt ein Antiquitäten-Geschäft von Frau Mirabel Bienefeld. Adele Zirkel hat das Haus verkauft. Es wurde nach dem Verkauf im Interesse eines besseren Stadtbildes um ein Stockwerk niedriger gemacht.