Thomasstraße

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alte Postkarte, auf der rechten Seite das Kaiserliche Postamt (Quelle:min-kempe.de)
Strassenschild-thomasstrasse.gif

Die Thomasstraße wurde benannt nach dem größten Sohn der Stadt Kempen - Verfasser der "Nachfolge Christi".

Sein bekanntestes Werk von der "Nachfolge Christi" gilt als das meistgedruckte Buch nach der Bibel. Es wurde übersetzt in alle nur denkbaren Sprachen der Welt; ohnehin in die europäischen, aber auch in das Chinesische, Japanische oder Arabische. Beispiele dafür sind im Thomas-Archiv zu finden. Die Rede ist von Thomas Hemerken, dem "größten Sohn" Kempens. Er hat wie kein anderer den Namen seiner Heimatstadt berühmt gemacht, was ihr die zusätzliche Bezeichnung "Thomasstadt" einbrachte. Siehe unter Straßennamen Stadt Kempen!

alte Postkarte, auf der rechten Seite das Kaiserliche Postamt

Auf dem nebenstehenden Bild und auch auf den Bildern in der unten stehenden Bildergalerie wird deutlich, dass die Thomasstraße einst eine prachtvolle Allee war, die vom Bahnhof aus in die Stadt bis zum Franziskanerkloster führte. Auf den Bildern ist auch erkennbar, warum die Straße auf beiden Seiten des Ringes noch heute den gleichen Namen hat. Denn früher wurde sie kaum durch den Ring bzw. die umlaufende Promenade unterbrochen. Auf der nördlichen Seite war das Burggelände. Auf den nebenstehenden BIldern ist eine Einmündung zum heutigen Burgring kaum erkennbar. Auch auf der Postkarte "Burgring mit Postamt" wird deutlich, dass es den Burgring in der heutigen Form nicht gab. Er ähnelt hier eher einem Weg in einem Park rund um die Burg.

In der Tat gab es ja auch damals den Autoverkehr noch gar nicht. Die Thomasstraße entstand tatsächlich nach Anbindung der Stadt Kempen an das Bahnnetz am linken Niederrhein. So beschreibt Friedhelm Weinforth[1] dann auch in diesem Zusammenhang die Planung und Entstehung der Thomasstraße im Jahr 1870:

Thomasstraße Plan 1863.jpg

Die Anlage der Bahnhofsgebäude und Gleise hatte für das Erscheinungsbild Kempens weitreichende Konsequenzen. Zum Ersten ergab sich die Notwendigkeit einer direkten Straßenverbindung zwischen Stadt und dem etwas außerhalb gelegenen Bahnhof. Zuerst wurde der Verkehr über Hülser und  Bahnstraße geführt, von der aus eine eigene Zufahrt zum Bahnhofsgelände führte. Benötigt wurde aber eine direkte Verbindung, die 1870 mit der Thomasstraße geschaffen wurde. Zum ersten Mal wurde der Verlauf der alten Stadtmauer durchbrochen, um eine neue Straße zu schaffen. Man schlug eine Brücke über den ehemaligen Stadtgraben, legte die „Spül", ein  sumpfiges Gebiet, trocken und riß auch einige der Gebäude der Vorburg ab, um Platz für die neue Straße zu schaffen. Die günstige Lage zog auch bald viele Bauinteressenten an. Nicht umsonst waren es mehrere Gaststätten, die sich hier an den Verbindungslinien niederließen, um die Gäste, die vom Bahnhof in die Stadt wollten, zu bewirten.

Postgebäude Entwurf 1898.jpg
Postkarte "Burgring mit Postamt"
Thomasstraße mit Katasteramt

Eine ganz typische Erscheinung für das Entstehen einer solchen Bahnhofs-Siedlung außerhalb der Stadt, wie man sie im 19. Jahrhundert auch an vielen  anderen Orten beobachten konnte, war die Anlage bestimmter Institutionen in der Nähe oder auf dem Wege von der Stadt zum Bahnhof. In Kempen siedelte sich die neue Poststation ganz bewußt an dieser Verkehrsachse an. Die  Post in Kempen war im Laufe des Jahrhunderts mehrfach umbenannt und quasi befördert worden, so 1871 in eine Postanstalt III. Klasse, dann 1876 in ein Postamt II. Klasse; 1871 war auch eine „Kaiserliche Reichstelegraphenstation“ eingerichtet worden. Die Unterkunft in einem Haus an der Südseite des Marktes (heute Optiker Palm (Anm. bzw. Plei nes/Rottler)) war aber zu klein, so daß man zur Planung eines Neubaus an der Ecke Moorenring/Thomasstraße schritt. Im Frühjahr 1899 konnte das repräsentative Gebäude bezogen werden, das später der Stadtsanierung zum Opfer fiel. Die Verbesserung der Verkehrsverbindungen, die Konjunktur der Gründerzeit, eine liberale Wirtschaftspolitik, all dies bescherte der Stadt in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts einen starken Aufschwung. Im  Gelände um den Bahnhof entwickelte sich eine rege Bautätigkeit, so entstanden Haus Horten oder der Bau des Notars Schüller, nachdem auf der Außenseite der Gräben die alten Scheunen und Schuppen abgerissen waren und  durch die Trockenlegung des Stadtgrabens der Wohnwert der Außenseite  der Ringe wesentlich erhöht worden war.

Verlauf des alten Burgweges in Kempen (Quelle: geoportal-niederrhein.de)

Der Plan zur Anlage der Thomasstraße von 1863 ist in mehrfacher Hinsicht spannend. Interessant ist zum Beispiel der "Burgweg", der tangential zur Burgkurve verläuft und auch noch über die geplante Straße hinaus führt. Er entspricht der heutigen Burggasse zwischen Thomasstraße und Kurfürstenstraße. Und die Verlängerung gibt es tatsächlich noch als keine Neben-Stichstraße der Siegfriedstraße, die es wahrscheinlich damals noch gar nicht gab. Und es gab wohl auch noch einen Weg zwischen dem heutigen Haus Horten und dem Scheitelpunkt der Burgkurve, der dann in den Burgweg mündete. Außerhalb des Ringes gab es so gut wie keine Bebauung. Nur an der Sankt Töniser Straße und am Hülser Weg - die Hülser Straße gab es wohl auch noch nicht - gab es einzelne Gebäude, die aber laut Weinforth wahrscheinlich keine Wohngebäude waren.[2]

Die Häuser wurden irgendwann neu nummeriert, wahrscheinlich nach dem Krieg. So hatte die Schreinerei Cobbers 1937 noch die Nummer 4, 1959 dann die Nummer 18.

Die unten stehenden Nummer beziehen sich auf den heutigen Stand. Unten erfolgt der Versuch einer Referenzierung.


Die Häuser:


altes Katasteramt an der Thomasstraße, heutige Grünfläche vor dem Museum

So ungefähr dürfte die Referenzierung aussehen. Irrtümer vorbehalten.

heute 1 3 5 7 9 11 13 15 15a 17 21 21a 23 25 27 31 33 20 Burgring 73

(Villa Horten)

18 16 14 12 10 8 6 (4) (2)
alt 9 10 11 12 13 13a 16 16b 16c 16d 17 18 2 3 4 4a 4b 4c 5 6 7 8
gesichert x x x x x x x x x x x x x

Indikatioren:

Cobbers 1937 Nr. 4, 1959 Nr. 18

Linnen, Heinr., Anstreicherei 1937 Nr. 4a, 1959 Nr. 16

Klein, Theo 1937 Nr. 4c; Klein, Lisbeth 1959 Nr. 12

Brünen, Franz, Stukkateur 1937 Nr, 12, 1959 Nr. 7

Bayer, Arnold, Autovermietung 1937 Nr. 13a; Bayer, Arnold, Kraftfahrer 1959 Nr. 11

Neeten, Johs., Wirtschaft 1937 Nr. 10; Neeten, Joh., Gaststätte Lindenhof 1959 Nr. 3

Schwarz, Theo, Treuhänder, Buchsachverst. 1937 Nr. 16b; Schwarz, Theo u. A. Galaske, Buchsachverst. Steuerberater, F. 2878 1959 Nr. 21

Schroers, Heinrich, Konditor, 1937 Nr. 18, 1959 Nr. 27

Eymael, Peter 1959 Nr. 6, 1937 Nr. 7

Kleinmanns 1937 Nr. 6, 1959 Nr. 8,



Namensliste nach Adressbuch 1998 und 1937 Thomasstraße


Grundstückskarte Thomasstraße, 2014Satellitenaufnahme, 2009

Bauliche Wesensmerkmale der Thomasstraße Die Thomasstraße ist ursprünglich die Abgrenzung des Burggeländes zur Stadt hin. Seit der Anbindung Kempens an das Eisenbahnnetz stellt sie die Verbindung der Stadt zum Bahnhof her. Die Thomasstraße wird auf dem Teilstück innerhalb der Wallanlagen, auf das sich diese Beschreibung beschränkt, wesentlich geprägt durchdie zwei neben der Propsteikirche herausragendsten Baudenkmäler der Stadt: Die kurkölnische Landesburg und das Franziskanerkloster. Ihre Monumentalität drückt sich auch in den großzügigen Grundstücksarealen aus, welche die Gebäude freistellen und sie in den bewussten Gegensatz zu der im übrigen Stadtgebiet vorherrschenden Kleinteiligkeit der Bebauung setzen. Alte Baumbestände unterstreichen diese städtebaulich signifikante Situation.



Quellen:

  1. Weinforth, Friedhelm, Campunni - Kempen, Geschichte einer niederrheinischen Stadt, Viersen, 1993, S. 293ff.
  2. Weinforth, Friedhelm, Campunni - Kempen, Geschichte einer niederrheinischen Stadt, Viersen, 1993, S. 298
    Weitere Gebäude gab es wohl an der Wachtendonker/Kerkener Straße, am Heyerdrink und im Gartenland rings um die Stadt.