Markt 23

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Die ehemaligen Häuser Nr. 23 bis Nr. 27

An Stelle dieser Häuser befindet sich heute das Rathaus mit der Stadtverwaltung - heute Buttermarkt (Markt) 1 - das im Mai 1967 in zwei Bauabschnitten hier neu errichtet wurde.

Die ehemaligen Häuser Markt Nr. 23 bis 27 um die vorletzte Jahrhundertwende
Filmausschnitt von 1957: Die "Pratschkaar" im Einsatz
Die ehemaligen Häuser Markt Nr. 23 bis 27 nach der Errichtung des Georgbrunnens, um 1912/13
Die ehemaligen Häuser Markt Nr. 23 bis 27 um 1930
Die ehemaligen Häuser Markt Nr. 23 bis 27 um 1938

Das Haus Nr. 23, das Gasthaus "Zum Deutschen Haus", neben "Klefisch", stand bis zuletzt und fiel erst dem 2. Bauabschnitt der Rathauserweiterung zum Opfer. Bereits seit etwa 1790 wurde es bewirtschaftet. Die Wirtsleute, Fam. Loerper, brauten das Bier in der hauseigenen Brauerei und hatten die Wirtschaft Tag und Nacht geöffnet. Nach dem Tod von Heinrich Loerper führte die Ehefrau Sophie (oder Katharina?[1]) das Haus alleine weiter und übergab es später an den Gastwirt Heinrich Janssen.

Die Hausnummer 23 ist mit ziemlicher Sicherheit identisch mit der früheren Hausnummer Kempen 257. Unter der Adresse erscheint 1861 Lörper, Joseph (Lörper mit ö), Ackerer und Gastwirth. 1898 findet man dann die Wwe. Josef Loerper unter Markt 23. Die Gaststätte Lörper erscheint schon im Adressbuch von 1829; 1833 und 1834 findet man den "Gasthof zur Wage", 1959 die "Gaststätte z. Deutschen Haus". Geburts- und Sterbedaten der Familie findet man auf dem Grabstein auf dem alten Friedhof in Kempen.[2]


Die Gastwirtschaft war aber offenbar nicht immer an dieser Stelle, sondern zuvor vermutlich bis 1890 im Erdgeschoss des alten Rathauses einige Häuser weiter.

Das städtische Verwaltungsgebäude (Rathaus) mußte, das es an Platz mangelte, im Jahre 1900 ganz für Verwaltungszwecke in Anspruch genommen werden., wodurch ein innerer Umbau bedingt wurde. Die Umbaukosten beliefen sich auf Mk. 10809. Im Jahre 1905 erhielt das Gebäude an der Kirchplatzseite eine Fassadenverblendung aus roten Verblendplättchen und neues Gesims. Auch wurde an dieser Seite ein in der Glasmalerei von Derix-Goch hergestellter Flurfenster eingebaut. Die Kosten der Verblendung pp. betrugen Mk. 1238,55, das Fenster kostete Mk. 170.


Haus 24, mit dem klassizistischen Dreiecksgiebel, hatte den 2. Weltkrieg ohne besondere Schäden überlebt. Die Buchbinderei, Buch- und Schreibwarenhandlung "Kaiser" hatte darin ihr Geschäftslokal. Bis zu seinem Abriss befand sich hier das Nachfolgeunternehmen des Orthopädischen Fachgeschäfts von Otto Mess, Sanitätshaus B. Heinrich Casaretto.

Das ähnlich gebaute Giebelhaus Nr. 25, an dem schmalen Durchgang zum Kirchplatz, kennen heute nur noch wenige Kempener, da es im 2. Weltkrieg durch Bomben restlos zerstört wurde. Bis zum Rathausneubau wurde es nicht wieder aufgebaut. In dem letzten halben Jahrhundert seines Bestehens waren hier stets Wirtshäuser.

Das andere Eckhaus mit der ehemaligen Hausnummer 26 hatte schon von Beginn an ein Mansardendach. Bis zum Abbruch wurden hier im Fachgeschäft "Goldpfeil Lederwaren Paula Hue" Handtaschen und Accessoires verkauft.

Auch das ehemalige Haus Nr. 27, das um die Jahrhunderwende schmuck aufgeputzte und mit verziertem Erker versehene Haus Leenen, mit dem eingeführten Schuhgeschäft, neben dem ehemaligen Rathaus, musste dem Verwaltungsneubau weichen.


Foto links: Filmausschnitt von 1957: Die "Pratschkaar" im Einsatz. Hier am "Deutschen Haus"
Fotos rechts: Die Häuser Nummer 23 bis 27 im Wandel der Zeit

ohne Nummer:

Adressbuch Kempen 1829:

  • Lörper, Jac., Gastwirth

Adressbuch Kempen 1833 u. 1834:

  • Lörper, Jak. , Gastwirth "zur Stadtwage"

Adressbuch Kempen 1861:

  • Lörper, Joseph, Ackerer und Gastwirth.

Nr. 23

Adressbuch Kempen 1898:

  • Loerper Cath., Wirtschaftaftgeh.
  • Loerper Heinrich, Ackerer und Wirt
  • Loerper Josef Wwe., Rentnerin
  • Loerper Maria, Wirtschaftsgeh.
  • Loerper Theodor, Ackerer


Nr. 24: Kaiser Martin Wwe., Buchbinder, Buch- und Schreibwarenhandlung

Nr. 25: Laps Carl, Wirt

Nr. 26: Fervers Carl, Cigarren-, Porzellan- und Galanteriewarenhandlung

Nr. 27: Buckenhüskes Mathias Wwe., Rentnerin

Mertens Sophia, Näherin

Adressbuch Kempen 1912:

  • Nr. 23: Loerper, Heinr., Gastwirt
  • Loerper, Katharina, Rentnerin
  • Nr. 24: Kaiser, Franz, Buch- u. Schreibwarendandlung
  • Kaiser, Herm. (Teilh. d. Firma Heesen & Kaiser
  • Kaiser, Mart., Wwe., Rentn.
  • Nr. 25: Geks, Jos., Schweinemetzger u. Schenkw.
  • Nr. 26: Hamm, Karl, Buchh.
  • Nr. 27: Leenen, Heinr., Schuhmachermstr. u. Schuhwarenhdlg.

Adressbuch Kempen 1925:

  • Nr. 23: Claeßens Heinr., Färber
  • Loerper Heinr., Wirt
  • Nr. 24: Kaiser Franz, Kaufmann, Schreibwaren
  • Nr. 25: Geks Jos., Samenhandlung
  • Nr. 26: Tendyck Joh., Herrenmode, Manufaktorwarendhlg., Gardinen, Kirchstr. 3 u. Markt 26
  • Nr. 27: Leenen Heinr., Schuhwarenhandlung

Adressbuch Kempen 1930/31:

  • Nr. 23: Ingensiep Karl, Bierverleger
  • Loerper Kath., Wirtin
  • Nr. 24: Elbers Wilhelm, Schlosser
  • Kaiser Berta, Wwe., Musiklehrerin
  • Könings Johann, Heizer
  • Meß Otto, Kolonialwaren
  • Ringelstein Wilhelm, Werkm.
  • Nr. 25: Geks Jos., Restauration und Samenhandlung, Düngemittel
  • Nr. 26: Dammer Christine, Wwe.
  • Nr. 27: Leenen Heinr. Wwe., Schuhlager

Adressbuch Kempen 1937:

  • Nr. 23: Loerper Heinrich, Wirtschaft
  • Nr. 24: Beniers Bernhard, Pensionär
  • Elbers Wilhelm, Schlosser
  • Hagemus Wilhelm, Schlosser
  • Mäures W., Verlagsangestelltenleiter
  • Meß Otto, Kolonialwaren
  • Nr. 25: Hintzen Josef, Wirtschaft
  • Nr. 26: Tendyck Johannes, Haushalts- u. Galanteriewaren, (Filiale von der Kirchstr. 2)
  • Nr. 27: Bebber van Theo, Schumacher
  • Leenen Hans, Schuhwaren, Schuhmacherei


Adressbuch Kempen 1959:

Nr. 23:

  • Loerper, Sofia, Gaststätte z. Deutschen Haus, F. 385
  • Wendt, Ingrid, Hausgeh.

Nr. 26:

  • Hue, Paula, Lederwaren, F. 2186
  • Tendyck, Heinr., Elektromstr., F. 732
  • Wagner, Renate, Hausgeh.


Fotogalerie - Bilddokumente von Anno Dazumal:



Quellen:

  1. Das wäre zu prüfen. Auf einem Grabstein auf dem Alten Friedhof in Kempen erscheint ein Heinrich Lörper, geb. 1856, gest. 1929. Darunter steht eine Katharina Lörper, geb. 1863, gest. 1932 (Name hier übrigens stets mit ö). Das ist ja sicher die Frau von Heinrich, womit sie nicht Sophie hieße, wie Hella Furtwängler einst schrieb.
  2. Grabstein der Fam. Loerper auf dem alten Friedhof in Kempen