Neustraße 1
Das Haus hat heute die Adresse Buttermarkt 17a.
Heimatbuch des Kreises Viersen, 1979, S. 259
- Winter, Emil
geb. 10. 1. 1877 Kempen
Viehhandlung
Kempen, Neustr. 1
Schutzhaft 1938 - Verbleib unbekannt
Kaiser schreibt über die Geschichte des Hauses:
Eheleute Emil und Selma Winter, Neustraße 1: Am 10. Juli 1940 mit zweitem Kaufvertrag angekauft von dem niederländischen Staatsangehörigen Raimund Janssen, Markt 15. Der Eigentümer Emil Winter war am 16. November 1939 in Köln verstorben, seine bereits 1919 von ihm geschiedene Ehefrau Selma nach Bonn verzogen und 1938 von dort nach Jerusalem emigriert. Emil Winters Kindern Dr. Grete Leibowitz und Erich Winter, die schon längere Zeit in Jerusalem lebten, wurde der Erlös zunächst auf Sperrkonten überwiesen, die dann von der Oberfinanzdirektion beschlagnahmt wurden.[1]
Und an anderer Stelle:
Eine jüdische Immobilie erwerben wollte auch der Kinobesitzer Arnold Janssen, Markt 15. Er richtete sein Interesse auf das benachbarte Haus Neustraße 1, das Emil Winter und seiner von ihm geschiedenen Ehefrau Selma gehörte. Das Haus stand leer, denn der 62jährige Emil Winter war nach der Pogromnacht und seiner Entlassung aus der KZ-Haft in Dachau zu seiner Familie nach Bonn gezogen; am 17. Oktober 1939 war er mit einer außerordentlich schweren Lungengangraen in das Israelitische Asyl für Kranke und Altersschwache in Köln[1] eingeliefert worden, wo er am 16. November 1939 verstarb. Janssen wollte das Gebäude abbrechen, um die polizeiliche Forderung nach Schaffung eines erweiterten Notausganges und Vergrößerung der freien Hoffläche zur Abwendung von Panikgefahren für seine Kinobesucher zu erfüllen. Dieser Vertrag wurde zunächst (9. November 1939) nicht genehmigt, weil Arnold Janssen Niederländer und der Behörde nicht genehm war. Sein Sohn Raimund Janssen hatte aber Erfolg und bekam die Genehmigung am 5. März 1941.[2]
[1] KAV KK 6365 Bl. 158.
und weiterEmil Winter, der in Kempen eine Viehhandlung betrieb, wurde am 10. November 1938 in Kempen in "Schutzhaft" genommen und kehrte nicht mehr nach Hause zurück.[3]
Zur weiteren Entwicklung des Hauses siehe Buttermarkt 17a!
Einträge in alten Adressbüchern:
1898
- Ercklentz Wilhelm
1937
- Dam van Johannes, Schuster
- Felder Kurt, Buchbinder
- Gellings Theodor, Arbeiter
- Röthen Hans, Oberkellner
- Winter Emil, Viehhandlung
- ↑ vgl. Kaiser, Kempen unterm Hakenkreuz, Band 2, Viersen, 2014, S. 385
- ↑ vgl. Kaiser, Kempen unterm Hakenkreuz, Band 2, Viersen, 2014, S. 392
- ↑ Hangenbruch, Dieter: "In der Gewalt der Gestapo. Das Schicksal der Juden des Kreises (1933 bis 1945)"; in: [http://www.steinheim-institut.de/cgi-bin/epidat?sel=e20&function=Ins&jahrv=1939 Steinheim-Institut, dort Emil Winter;
die Seite verweist auch auf Friedhelm Weinforth: Geschichte der jüdischen Gemeinde Kempen, in: Gerhard Rehm (Redaktion): Geschichte der Juden im Kreis Viersen (Schriftenreihe des Kreises Viersen 38), Viersen 1991, S. 273-306, hier S. 300 + 304.
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