Peter Kother
aus: Hermes, Jakob, Das alte Kempen, Krefeld, 1982, S. 207
Ehrenbürger Peter Kother
Einer der letzten Vertreter städtischen Kleinbürgertums war Peter Kother von der Neustraße 25. Volkstümlichkeit und Geradlinigkeit waren die hervorstechenden Eigenschaften dieses Mannes. Sie machten ihn bei jedermann beliebt und erwarben ihm Vertrauen und Wertschätzung.
Am 18. November 1878 erblickte er im Hause Acker 1 das Licht der Welt, wo sein Vater eine Schmiede betrieb. Der rhythmische Klang der harten Hammerschläge, das Kommen und Gehen der Bauern mit Pferden, Karren und Ackergeräten, die Umwelt niederrheinischen Schaffens in den Nachbarstraßen waren die bestimmenden Eindrücke für die Formung von Charakter und Wesensart. Die Mutter war Mitinhaberin der Samenhandlung Daniel-Evertz, Neustraße 25, die nach Verpachtung der Schmiede 1894 von der Familie Kother allein weitergeführt wurde.
Hier hatte Peter Kother seine Bleibe bis zum Lebensende. Das Samengeschäft führte er zusammen mit seinem schon in den dreißiger Jahren verstorbenen Bruder Johannes und betrieb daneben eine Gaststätte.
Schon früh erkannte man Kothers organisatorische Fähigkeiten und berief ihn gern an die Spitze von Ausschüssen, wenn es galt, vaterstädtische Feste vorzubereiten oder Vereinsveranstaltungen aufzuziehen. Das Debüt als Organisator von Volksfesten gab er beim ersten Rosenmontagszug 1914, der zu einem glänzenden Erfolg wurde. Seine Begeisterung für echt niederrheinischen Karneval kannte keine Grenzen. Er hielt ihn jung durch langjähriges Präsidium auf Altweiberfastnacht im Kempener Männergesangverein 1865, wo er länger als ein Vierteljahrhundert mitwirkte.
Seine Liebe zum Brauchtum bewies er durch seine Mitarbeit im St. Martinskomitee. Manche stille Stunde dachte er über plattdeutsche Weisen nach, die am Martinsabend von hellen Kinderstimmen gesungen wurden. Fast 30 Jahre verfaßte er den Blo-ese-Spruch. Überhaupt zog er sich gern in das Reich der Heimatdichtung zurück, um seinen Empfindungen über Land und Leute, Sitte und Brauchtum Ausdruck zu geben.
1920 schickte ihn die Zentrumspartei in den Stadtrat, wo er nach wenigen Jahren Erster Beigeordneter wurde. Bald mußte er für den Bürgermeister Dr. Kloos in die Bresche springen und das Stadtregiment übernehmen, weil die belgische Besatzung den unbequemen Verwaltungschef beurlaubt hatte. Als Kreistagsabgeordneter war Kother von 1924 bis 1933 tätig. Der rastlose Mann fand noch Zeit zur Mitarbeit in den Kuratorien der Hospital- und der Mühlen'schen Stiftung.
Wie so mancher tüchtige Kommunalpolitiker trat auch Peter Kother zu Beginn des Dritten Reiches von der politischen Bühne ab. Ende August 1933 konnte er noch die Früchte als Organisator vaterstädtischer Feste ernten auf der „GIHLA“, der Ausstellung von Gewerbe, Industrie, Handwerk und Landwirtschaft, die er in mühevoller Kleinarbeit zusammengestellt hatte.
Die zwölfjährige Zwangspause von 1933 bis 1945 hatte den inzwischen 67jährigen Politiker nicht rosten lassen. Am Ende des unglückseligen Krieges stellte er sich der Vaterstadt wieder als Bürgermeister zur Verfügung. Er lenkte das Schifflein durch die Klippen drückender Besatzungsparagraphen, bis er nach drei Jahren das Ruder in die Hände eines jüngeren Mannes legen konnte. Als Abgeordneter des Kreistages setzte er sich besonders für die Rückführung der Kriegsgefangenen ein, wobei erste Erfolge im Jahre 1953 reiften. Die Stadt Kempen verlieh dem verdienten Mann am 15. November 1948, drei Tage vor Vollendung des 70. Lebensjahres, den Ehrenbürgerbrief. Kurz nach Gründung der Bundesrepublik ehrte die oberste Staatsbehörde die Verdienste Kothers mit der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes. Sitz und Stimme im Rat behielt er bis 1953.
Den reichen Katalog seiner ehrenamtlichen Tätigkeit im vaterstädtischen Dienst beschloß er mit den historischen Festzügen zur 750-Jahr-Feier der Propsteikirche 1950 und beim 650jâhrigen Bestehen der St.-Marien-Junggesellen-Schützenbruderschaft 1954. In diese Festfolge ist auch noch der Blumenfestzug aus Anlaß des 40jährigen Bestehens des Obst- und Gartenbauvereins Kempern im Jahre 1952 einzuordnen.
Peter Kother blieb Junggeselle bis an sein Lebensende. Scherzhaft führte er als Gründe die starke öffentliche Inanspruchnahme ins Feld, die ihm nie Zeit für sich selbst gelassen habe. Sein erfülltes Leben war ein leuchtendes Bekenntnis zu Glaube, Sitte und Heimat.[1]
Peter Wilhelm Kother starb am am 17. Januar 1962.[2]