Peterstraße 18
1882 eröffnete das traditionsreiche Restaurant Haus Platen. Viele Jahre wurde er als Familienbetrieb geführt.
Auf einem Foto von 1908 leuchtet das weiße Eckhaus mit dem steilen Satteldach, 1919 sieht man schon die größere Giebelwand des Mansarddachs. Bis 1945 befand sich im Bereich der heutigen Umstr. 15-18 der Anbau des Eckhauses Peterstraße 18, zuletzt der stattliche Gasthof von Heinrich Platen, der irgendwann zwischen 1908 und 1919 umgestaltet, evtl. sogar neu gebaut worden war.
Im Anbau in der Umstraße waren im Erdgeschoss Stallungen für die Pferde der Gäste untergebracht. Es gab einen Knecht für die Versorgung der Tiere. Dieser hatte ein Zimmerchen rechts neben dem Tor.
Im Obergeschoss des Anbaus befand sich ein Saal mit Bühne, in dem wohl u. a. die Kempener Kunstradfahrer trainierten und Musterungen stattfanden. Auf dem Foto mit der Feuerwehr rechts ist der Anbau das dritte Haus von links. Der eigentliche Gasthof ist aufgrund der Perspektive kaum erkennbar. Die beiden Häuser auf der linken Bildhälfte müssten dem heutigen Wohngebäude Umstraße 14 entsprechen. Vor dem Krieg diente das Haus wohl auch als Musterungsstelle für Wehrpflichtige.[1]
Der Gasthof in der Peterstraße 18 mitsamt des Anbaus in der Umstraße wurde 1945 durch einen Bombentreffer zerstört. Mathilde Platen hat dann das Eckhaus in verkleinerter Form wieder errichtet, die Gaststätte verpachtet und sich zur Peterstraße hin in dem Raum, der später zur Kegelbahn erweitert wurde und heute als Gesellschaftszimmer genutzt wird, eine Damenschneiderei eingerichtet. Einer der Pächter war um 1960 der Boxsportler Roman Waniek.[2]
Von 1974 bis 1989 leiteten Günter und Irene Platen das Restaurant. Als Denkmalschützer legte Günter Platen großen Wert darauf, dass sein Haus in seiner ursprünglichen Form erhalten blieb. Das erschwerte oft die Suche nach einem neuen Pächter, weil deren Wünsche nach Umgestaltung und neuer Einrichtung nicht erfüllt wurden. Daher war das Restaurant häufig für längere Zeit geschlossen.[3]
Der hintere Teil des Grundstücks in der Umstraße blieb bis in die frühen 80er Jahre unbebaut, obwohl ursprünglich wohl beabsichtigt war, auch den Saal wieder zu errichten, vermutlich dann im Erdgeschoss. Zumindest deutet die Gestaltung der Mauer darauf hin, mit der das Hofgelände zur Umstraße abgegrenzt worden war: Die Mauer hatte Fensteröffnungen entsprechend denen der Gaststätte. Diese waren allerdings bis auf den oberen, abgerundeten Bereich zugemauert. Irene und Günter Platen, Sohn von Mathilde, haben dann Anfang der 80er Jahre das Wohn- und Geschäftshaus errichtet, das heute dort mit den Hausnummern Umstraße 15, 16, 17 und 18 steht.[4]
Die Gastwirtschaft wurde noch viele Jahre von verschiedenen Pächtern betrieben; sie blieb dabei weitgehend unverändert. Lange gab es auch noch die Kegelbahn in dem Raum rechts von der Eingangstüre. 2009 berichtete die WZ über die Pächterin Annerose Lange, die bestätigen konnte, dass die Kegelbahn oft ausgebucht war.[5] Ab September 2015 betrieben Antonio und Imma Lamberti nach zwei Jahren Leerstand hier ein italienisches Lokal, immer noch unter dem Namen Haus Platen. Im Oktober 2019 beendeten sie den Betrieb an der Peterstraße und eröffneten eine kleine Weinstube auf der Thomasstraße. Wieder blieben die Räume dann eine Zeitlang ungenutzt, bis Alessio Parrino im April 2022 den Weg in die Selbständigkeit wagte und sein italienisches Restaurant eröffnete, jetzt unter dem Namen „Trinacia“, das er aber Mitte Juli 2023 wieder schließen musste.
Leerstand im Haus Platen
(WZ, 11. Oktober 2019) An der Kuhstraße ging eine Tür wieder auf, an der Peterstraße wurde eine geschlossen: Die Gastronomen Antonio und Imma Lamberti haben ihr italienisches Lokal im früheren Haus Platen dicht gemacht. Für viele Stammkunden, die die italienischen Köstlichkeiten geschätzt haben, sicher ein großer Verlust. Im September 2015 war Lamberti von der Küche des „Ristorante Di Marino“ in Aldekerk an die Peterstraße gewechselt und hatte mit viel Leidenschaft sein eigenes Lokal geführt. Zuvor hatte das Traditionslokal an der Ecke Peterstraße/Umstraße mehr als zwei Jahre lang leer gestanden. Ein kleiner Trost: Antonio Lamberti flüsterte schon mal, dass seine italienische Herzlichkeit und seine Weinkenntnis der Stadt Kempen erhalten bleiben wird. Es gibt schon Pläne für ein neues Projekt. Aber noch laufen viele Überlegungen daher sei an dieser Stelle noch nicht zu viel verraten. Aber soviel: Es soll wieder einige Gaumenfreuden geben.[6]
Gastronom aus Kempen — Günter Platen gestorben
(RP, 4. Juni.2021) Kempen Der Kempener Ex-Gastronom Günter Platen ist am vergangenen Dienstag, 2. Juni, gestorben, und das zwei Tage vor seinem 86. Geburtstag.↵Der Eigentümer des Restaurants Haus Platen an der Peterstraße war Mitglied der am 1. März 2014 gegründeten Initiative „Denk mal an Kempen“ und seit 30 Jahren aktives Mitglied des Tennisklubs Rot-Weiß Kempen. Nach einem Sturz mit dem Fahrrad konnte er seit dem Vorjahr kein Tennis mehr spielen. Lange gehörte er zum Team der Herren 70 des Klubs, das 2012 in die 1. Verbandsliga aufgestiegen war. Mit Günter Platen verliert der Verein einen freundlichen und geselligen Tennisfreund.↵[7]
Neuer Pächter im Haus Platen
(WZ, 8. April 2022) Einen erfreuten Blick warf der Flüsterer auf das Haus Platen an der Peterstraße, das ja lange Zeit unvermietet war und wo sich nicht viel tat. Im Januar konnte man sehen, dass die früheren Butzenscheiben dort ausgewechselt worden sind und via QR-Code und über Immobilienscout ein neuer Pächter für das 1948 errichtete Restaurant gesucht wurde. Und der hat sich nun tatsächlich in Alessio Parrino gefunden, der das Restaurant unter dem Namen „Trinacia“ neu eröffnet hat.
Eine gewisse Vorerfahrung bringt der 26-Jährige als Mitarbeiter ähnlicher Restaurants in Wachtendonk, Geldern, Hüls und Kempen mit, weswegen er einfach den Sprung in das Unternehmertum wagte. „Ich habe mir gesagt, ich probiere das. Wenn man selber weiß, was andere Leute mögen“, dann könne man damit auch punkten, ist er überzeugt. Parrino bietet in den Räumlichkeiten klassische italienische Spezialitäten wie Spaghetti, selbstgedrehte Nudeln, Tagliatelle und Gourmet-Pizza an, die besser schmecken soll als eine „normale“ Pizza, wie er betont. Im Moment läuft das Restaurant mit drei Personen, weiteres Personal ist willkommen.[8]
Einträge in alten Adressbüchern
1898
- Platen Jak. Wwe., Schenkwirthsch. u. Landesproduktenhdlg., Peterstr. 18
1937
- Platen, Franz, Treuhänder
- Platen, Heinr., Hotel-Restaurant, F. 662
- Platen, Mathilde, Schneiderin
(Einträge mit dem Namen Platen gab es auch in der Umstraße 31, wo noch zu klären ist, wo diese Nummer war. Siehe links Datenbank-Recherche!)
1959
- Blachani, Gertrud, o. B.
- Kadansky, Käthe, Leihbücherei
- Platen, Mathilde, Da. Schneiderin, F. 662
- Reitz, Johann, Schmied
- Schaath, Egon, F. 2180 Gaststätte Haus Platen
Quellen:
- ↑ vgl. Rheinische Post, Serie "Kempen - einst und jetzt" 1981/82, 29.1.1982
- ↑ Mitteilung von Dr. Erich Bacher, Meerbusch, September 2024
- ↑ https://rp-online.de/nrw/staedte/kempen/guenter-platen-aus-kempen-ist-gestorben_aid-58915125
- ↑ vorrangig nach Informationen von Jens Platen im Januar 2023
- ↑ https://www.wz.de/nrw/kreis-viersen/kempen-und-grefrath/kempen-die-altstadt-ist-ein-keglerparadies_aid-31242477
- ↑ https://www.wz.de/nrw/kreis-viersen/kempen-und-grefrath/kempen-neues-vom-altstadt-fluesterer_aid-46443809
- ↑ https://rp-online.de/nrw/staedte/kempen/guenter-platen-aus-kempen-ist-gestorben_aid-58915125
- ↑ https://www.wz.de/nrw/kreis-viersen/kempen-und-grefrath/kempener-altstadtgefluester_aid-67931905