Thomasstraße 31: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Datei:Franziskanerkloster_um_1930.jpg|rechts|400px|thumb|In den 1930er Jahren war hier das Finanzamt zu finden]]
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[[Datei:Franziskanerkloster_um_1930.jpg|rechts|400px|In den 1930er Jahren war hier das Finanzamt zu finden]]1804 zieht in das [[Burgstraße 21|ehemalige Franziskanerkloster]] das städtische Gymnasium ein, dazu kommt 1840 ein staatliches Lehrerseminar. Bis 1910 bereiten sich hier junge Männer – in der Regel drei Klassen mit jeweils 30 Zöglingen – auf den Beruf des Volksschullehrers vor
Die heutige postalische Adresse des [[Burgstraße 21|ehemaligen Franziskanerklosters]], '''Thomasstraße 31''', war in vergangenen Jahren die '''Nr. 2'''. Von 1925 bis 1957 war es der Standort das Finanzamtes Kempen.
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:''1898: Direktor: Schulrath Gottfried Velten, Oberlehrer: Josef Bernards, Peter Esser, Math. Winnikes, Friedr. Keul, Peter Hetzer.''
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Im 19. Jh., hatte dieser Nordflügel des Franziskanerklosters mit dem Königlichen Lehrerseminar, die Adresse '''Franziskanerstraße 1'''.
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1878 erhielt das Seminar ein neues Wirtschaftsgebäude an der [[Burgstraße 23|Burgstraße/Ecke Thomasstraße]]. Im Ersten Weltkrieg diente es als Lazarett, dann als Katasteramt und wurde 1960 abgerissen.
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Nach dem Wechsel des Seminars in den heutigen Altbau des Thomaeums zieht 1911 die Landwirtschaftsschule in das erste, zum Burgplatz hin gelegene
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Obergeschoss.
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Die heutige postalische Adresse des [[Burgstraße 21|ehemaligen Franziskanerklosters]], '''Thomasstraße 31''', hatte im 20. Jh., zumindest laut Adressbuch 1912 die Adresse Franziskanerstraße 2.
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Fraglich, vielleicht falsch — das Finanzamt war in der Thomasstraße 2, das war damals die Burg:
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Später, nach ihrem Auszug aus der Von-Loë-Straße (1920), dienten die Räume dieses Gebäudeteiles - bis 1957 - als '''Finanzamt'''. [[File:Kramermuseum_unter_Thomasstraße_1_1950.jpg|400px|rechts|1950 hatte die Paterskirche vor ihrem Haupteingang einen Eingangsvorbau]]
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[[File:Paterskirche_Eingang_heute.jpg|400px|rechts|2010]](Hier im zweiten Bild der Eingang links mit dem Finanzamt-Schild über dem Tor. Ob die Hausbeschriftung "Städtisches Kramermuseum" an der Westtüre nur als Hinweis galt, oder ob dort auch zeitweise der Eingang zum Museum war, muss noch geklärt werden. Die linksseitige Hinweistafel scheint jedoch einen Pfeil nach links, also zum [[Burgstraße 19|Eingang Burgstraße]], zu zeigen.)
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1971 wird die direkt anschließend gelegene [[Thomasstraße 33|Paterskirche]] für Gottesdienste geschlossen und 1978/79 in eine Schatzkammer für sakrale Kunst umgewandelt. Nach zweieinhalbjähriger Bauzeit eröffnet Anfang Mai 1987 eine kulturelle Begegnungsstätte: das  '''Kulturforum Franziskanerkloster''', bestehend aus dem Städtischen Kramermuseum, dem Museum für Niederrheinische Sakralkunst in der Paterskirche und der Kreis- und Stadtbibliothek im zweiten und dritten Obergeschoss.
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Heute ist Thomasstraße 31 als Adresse des Kulturforums eingetragen, welches jedoch postalisch unter der Anschrift [[Burgstraße 19]] (''Kramermuseum'') zu erreichen ist.
  
 
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File:Ansichtskarte_Vogelblick_auf_das_Franziskanerkloster.jpg
 
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File:Kgl_Lehrerseminar_Postkarte.jpg
File:Kloster_mit_Kriegsschaden.jpg
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File:Finanzamt_1936.jpg|1936 sind alle öffentlichen Gebäude mit Transparen- ten für die „Reichstags- wahl“ behängt
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File:Kloster_mit_Kriegsschaden.jpg|Das noch von Bomben- schäden lädierte Kloster 1956
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File:Franziskanerkloster-Luftansicht mit Burgstraße.jpg
  
 
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'''Zur Straßenliste [[Thomasstraße]]'''
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Viele Informationen zur Geschichte des Franziskanerklosters findet man in einem alten [[Medium:Annalen-1915-jg05 Zur Geschichte der Franziskaner-Niederlassung in Kempen.pdf|Aufsatz in den Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein]]:<blockquote>'''Kleinere Beiträge. Zur Geschichte der Franziskaner-Niederlassung in Kempen (Rhein).'''
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Ein Beitrag' zu einer Geschichte des Kempener Franziskanerklosters wollen die folgenden Darlegungen sein. Zum Teil habe ich ihren Inhalt schon auf der Frühjahrsversammlung des Historischen Vereins für den Niederrhein im Jahre 1912 gegeben. Wenn ich hier in erweiterter Form noch einmal den mir zugänglichen Stoff zusammenfasse, so muss ich mich allerdings immer noch darauf beschränken, zunächst die Gründung und das äussere Auswachsen des Klosters ins Auge zu fassen, während auf die seelsorgliche Tätigkeit und die Verdienste der Minoriten um das Kempener Land aus Mangel an genügendem Quellenmaterial vorerst noch nicht eingegangen werden kann. Ich stütze mich vornehmlich auf zwei zum Teil noch ungedruckte lateinische Handschriften, die sich im Pfarrarchiv zu Kempen (Rhein) befinden. Es sind die Annales Franciscanorum Kempenae, eine leider unvollständige Handschrift, die über die zwei ersten Jahre der Gründung des Franziskanerklosters orientiert, sodann der sogenannte Codex Jansen I, eine Sammlung· von Urkundenabschriften, unter der sich auch die von Johannes Wilmius stammenden Mitteilungen befinden: De exordio primoque adventu r. r. patrum Franciscanorum de observantia Kempenae eorumque successu monasteriique fundatione primaeva1 ).
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Kempen verdankt die Gründung seines Franziskanerklosters einem schlichten und einfachen Handwerksmann, dessen Name festgehalten zu werden verdient. Es war ein gewisser Nikolaus Halver; ein Schmied, der sein kleines Vermögen und ein Häuschen auf der Peterstrasse in nächster Nähe des damaligen Hospitals vor seinem Tode am 28. Februar 1624 den Franziskanern zu Venlo testamentarisch vermachte. Er stammte von nichtkatholischen Eltern ab und trat später zum katholischen Glauben über, dessen überaus eifriger Anhänger er wurde. Er führte einen wahrhaft heiligmässigen Lebenswandel. Nach den Quellen übte Halver, obschon bereits über 60 Jahre alt, die grössten Abtötungen. Er trug einen eisernen Bussgürtel, fastete auf das strengste, erhob sich Jahr aus Jahr ein um 4 Uhr morgens vom Lage r und brachte den grössten Teil des Tages, selbst bei der bittersten Winterkälte, betend in der Kirche zu. Sein sehnlichster Wunsch war es auch, wahrscheinlich angeregt durch die auch in Kempen wohlbekannte segensreiche Tätigkeit der Franziskaner zu Venlo an der Maas, in Kempen selbst eine gleiche Ordensgenossenschaft zu sehen und es zu ermöglichen, dass die Patres sich auch in Kempen niederlassen könnten. Zu diesem Zwecke wollte er sich und alles, was er hatte, opfern1 ). Sein Vermächtnis verwirklicht zu sehen, hat er leider nicht mehr erlebt.
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Sein Beichtvater, der Kempener Vikar Johannes Wilmius, der sich nicht bloss als Seelsorger, sondern auch als Geschichtschreiber um die Stadt Kempen sehr verdient gemacht hat, nahm deshalb für ihn die Angelegenheit in dieHand und trug wesentlich zur Erfüllung des Wunsches seines Beichtkindes bei. Einer Minoritenniederlassung in Kempen standen anfangs aber noch grosse Schwierigkeiten im Wege. Da nämlich das betreffende Haus auf der Peterstrasse völlig leer stand und für ein Kloster auch sonst wenig geeignet war, weil es endlich auch an Mitteln zur Unterhaltung einer neuen Niederlassung gänzlich fehlte, zeigte man auf Seiten des Ordens wenig Lust, von dem Anerbieten in Kempen Gebrauch zu machen. Erst nach längeren Unterhandlungen zwischen Wilmius und dem Ordensprovinzial Reinfeit wurde die Zustimmung zur Gründung erteilt. In einem besonderen Schreiben des Kölner Erzbischofs und Kurfürsten vom 31. Mai 1624 wurde gestattet, dass sich die Franziskaner in Kempen niederliessen. Der geistlichen und weltlichen Behörde der Stadt Kempen hat der Erzbischof besonders aufgetragen, den Ordensmitgliedern „nicht allein alle behördliche Handbietung, Vorschub und Assistenz wirklich und gutwillig zu leisten, sondern auch zuzulassen und zu gestatten, dass sie eine Zeitlang bis auf besser erlangte Gelegenheit die zum Hospital desselben gehörige Kapelle zur Verrichtung täglichen Gottesdienstes gebrauchen mögen."
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Um das Pfingstfest des Jahres 1624 kamen die ersten Franziskaner,. Heinrich Laurentii und Adam Lemmersdorf nach Kempen, um von dem Hause des Erblassers Besitz zu ergreifen. Mit Freuden wurden sie von den Kempenern aufgenommen. Einige Monate weilten die armen Söhne des hl. Franziskus in dem armseligen Häuschen auf der Peterstrasse. Sie lebten, an allem Mangel leidend, ganz zurückgezogen. In der Kapelle des Hospitals hielten sie ihren Gottesdienst, in der Pfarrkirche Katechesen und ab und zu auch Predigt. Freunde und Gönner des Ordens, vor allem Wilmius, totius operis primarius promotor, wie er in den Quellen genannt wird, dann der Amtmann von Kempen, Konstantin Neukirchen genannt Nyvenheim v) und der Generalvikar Adolph Schulkenius berieten miteinander, um ein neues Haus für die Minoriten zu erwerben. Sie entschlossen sich für den sogenannten Katharinenhof, eine ehemalige Vikarie, welcher der Pfarrei Kempen gehörte. Der damalige Pfarrer Senger von Müntz, an den sie sich wandten, wollte aber von einer Yeräusserung des Besitztums nichts wissen und schlug das Gesuch mit Rücksicht auf die aus dieser Besitzung fliessendeu Einkünfte ab. Er verwies sie dann an den Kollator, den Abt zu M.-Gladbaeh, Henricus Gormann. Derselbe kam in dieser Angelegenheit persönlich nach Kempen. Man bat ihn um unentgeltliche Abtretung, was er jedoch abschlug; nur gegen eine bestimmte, dem Schaden des Pfarrers entsprechende Summe wollte er die Besitzung abtreten. Trotz aller Bemühungen des Wilmius und des genannten Amtmannes blieb er so beharrlich bei seiner Weigerung, dass man auf den verlangten Kaufpreis von 700 Reichstalern eingehen musste. In Anbetracht der geeigneten Lage war diese Kaufsumme zwar nicht zu gross, doch hatten die armen Patres Mühe, sie zusammenzubringen. Es gelang ihnen, ihr Haus auf der Peterstrasse vorteilhaft zu verkaufen; mit dem Erlös bezahlten sie den Katharinenhof nebst Gemüse- und Obstgarten und nahmen bald darauf, am Feste der heiligen Katharina, ihren Umzug in das neue geräumigere Heim der alten Vikarie vor. Da dieses Haus auch schon etwas baufällig war, dachte der Leiter der neuen Niederlassung, P. Henricus Laurentii daran, mit Hilfe von Almosen sich die nötigen Mittel zum Bau eines neuen Klosters zu erwerben. Er erbat sich alsbald von seinem Obern Mitarbeiter und ersah sich als besonderen Gehilfen für die Ausführung seines Vorhabens den P. Bernardinus Kara von Düsseldorf, der zum Einsammeln von Almosen sehr geeignet war. Eben dieser bewog ihn auch, den Bau des neuen Klosters auf der Burgstrasse sofort in Angriff zu nehmen. Eine Bausumme kam bald zu1) Vgl. über ihn: Terwelp a. a. 0. Erster Teil. S. 56f. und ausführlich: Terwelp, Die Stadt Kempen im Rheinlande. Zweiter Teil. Kempen (Rhein) 1914. S. 220 ff. 122 Kleinere Beiträge. sammen. Wilmius selbst, sowie der Amtmann gingen von Tür zu Tür und sammelten Almosen. Dazu kam bald die Freigebigkeit des Erzbischofs, der nicht nur mehrere Eichen aus seinen Wäldern unentgeltlich hergab, sondern auch noch hundert Goldgulden aus der Kellerei zu Kempen und Linn auszahlen liess. Auch der Kempener Amtmann selbst zeichnete sich durch Freigebigkeit aus. Im Jahr e 1625 begann der erste Neubau des Klosters. Weil es aber noch immer sehr an Kaum gebrach, sammelte man von neuem Baumaterial bis zum Jahre 1627, wo man den Anfang mit dem für das Kapitel und die Gäste bestimmten schmalen Flügel machte. Am Feste der Märtyrer Felix und Nabor, den 12. Juli, ist der Grundstein gelegt worden; Johannes Wilmius wurde in einem besonderen Schreiben des Kurfürsten vom 5. Mai 1627 von Bonn aus mit dessen Stellvertretung bei der Feier beauftragt. Im Oktober desselben Jahres ward der Bau vollendet. Nach Errichtung der beiden Flügel begannen die Patres, welche ein grosses Verlangen hatten, die übrigen zum Kloster gehörigen Gebäulichkeiten fertigzustellen, bis zum Jahre 1629 von neuem weit und breit Geldsammlungen zu veranstalten und Baumaterial herbeizuschaffen. Der Weiterbau des Klosters stiess auf mancherlei Hindernisse. Es mussten mehrere anliegenden Gärten angekauft werden, um den nötigen Bauplatz zu gewinnen, aber es fehlte das Geld. Ausserdem wurde 1629 der bisherige Guardian P. Henricus Laurentii, der die Kempener Verhältnisse genau kannte und fast allein den Erfolg des neuen Unternehmens in der Hand zu haben schien, nach Aachen versetzt. Sein Nachfolger wurde P. Bernardinus Kars, der die Leitung des Weiterbaues übernahm, während P. Werner von Beurich die Stelle eines Vikars bekam. Im folgenden Jahre 1630 schon wurde der verdientePate r nach Andernach versetzt, und im Jahr e 1634 kehrte er wieder als Guardian nach Kempen zurück, während P. Bernardin nach Ahrweiler berufen wurde. Der wohltätige Wilmius schenkte 1629 den Patres sein Haus auf dem Kirchhofe neben der Knabenschule, damit aus dessen Erlös der Klosterbau um so eifriger gefördert werden könne. Ein anderer bedeutender Wohltäter der jungen Minoritenniederlassung verdient genannt zu werden: Jacobus a Streithoven, ein geborener Kempencr, Pastor in Willich und Rektor des Hospitals zu Kempen, der nicht nur den armen Patres wöchentlich Essen lieferte, sondern sie auch zu Erben seines nicht unbedeutenden Vermögens einsetzte. Maximus fratrum fautor heisst er in den Quellen; er liegt, wie mir Herr Dechant Schltinkes mitteilte, im sog·. Keller der Paterskirche begraben. Unter dem zweiten Guardian nun wurde das ganze Kloster fertiggestellt, und am Feste der hl. Bonaventura 1630 verliessen die Franziskaner das alte, baufällige Katharinenhaus, in dem sie bisher gewohnt, und hielten nach vorhergegangener Einsegnung ihren feierlichen Einzug in das neue Kloster. 1) Cf. Ioannis Wilmii Chronicon 1. c. p. LXI „qui concionibus et •eatechesi magna gratia occupatus utilem admodum ecclesiae operam naravit non sine multorum dolore anno 1630 avocatus . . . . "
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Das Jahr 1631 bedeutet einen weiteren Fortschritt in der Entwicklung der Kempener Minoritenniederlassung. Am 20. Mai dieses Jahres Hessen die Patres das Fundament zum Bau ihrer neuen, heute noch bestehenden Kirche legen, die jetzt als Hilfskirche benutzt wird, und bei dem Volke die „Paterskirche" heisst1 ), Mit ausserordentlicher Pracht wurde 1640, am Tage der Enthauptung Johannnes des Täufers, die neue Franziskanerkirche konsekriert. Die Einweihung geschah durch den Bischof von Osnabrück, Minden und Werden in Gegenwart des Erzbischofs von Köln, der Grafen von Salm und Fürstenberg und anderer hochgestellten Personen.
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Bald nach der Einweihung· der Franziskanerkirche fingen die Patres auf Anordnung des Provinzials Fettweiss noch in demselben Jahre auch an, des Nachts aufzustehen und die Metten zu singen. Guardian war um diese Zeit P. Gerhardus Bohr, der besonders auch noch der inneren Ausstattung der Kirche seine Aufmerksamkeit widmete. Sein Nachfolger war wiederum P. Werner von Beurich, der bereits 1634 die Leitung des Klosters in Händen hatte.
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Mit dem Jahre 1642 begann nun für das Kempener Franziskanerkloster, wie überhaupt für das Kempener Land, eine verhängnisvolle Zeit. Kempen wurde am 7. Februar zuerst von den Hessen, sodann im März von den Holländern besetzt und geplündert. Die Franziskanerpatres, auch die übrigen Geistlichen der Stadt, waren allen nur möglichen Verfolgungen und Quälereien ausgesetzt. Schonbeck und Petrus Ziel, von denen der letztere Gouverneur der Stadt wurde, meinten, jener Flügel des Klosters, welcher an der Burgstrasse liege, sei wegen seiner zu grossen Nähe der Burg gefährlich und forderte deshalb dessen Abbruch und Entfernung, obschon derselbe ganz neu und in Steinen ausgeführt war. Die Patres machten aus der Not eine Tugend und wählten von zwei Übeln das kleinste. Um nicht auch den Verlust des Holzes und der Steine zu erleiden, fingen sie mit Hilfe von Zimmerleuton und Ordensbrüdern selbst an, das Gebäude abzutragen, wobei sie Holz, Steine und anderes noch brauchbares Material sorgfältig bei Seite legten, um es zum späteren Wiederaufbau zu verwenden. Die von fanatischem Hasse gegen die Ordensleute erfüllten Holländer drohten sogar, die neue Paterskirche abzubrechen, da sie zu nahe bei der Burg läge; sie wagten aber nicht, ihre Drohungen auszuführen, weil die Patres an dem katholischen General Guebriant einen Gönner und mächtigen Beschützer fanden. Wollten ferner andere Ordensleute aus der Provinz ihren Brüdern in Kempen einen Besuch abstatten, so wurden sie, von der holländischen Besatzung entweder gar nicht in die Stadt eingelassen, oder es ward ihnen, wenn sie unbemerkt hineingekommen waren, der Einzug zum Kloster verwehrt. Daher konnten drei Jahre lang die Ordensobern keine Versetzung iin Kloster vornehmen. 1645 endlich, im Oktober, erhielt jedoch der Ordensprovinzial vom Gouverneur Rabenhaupt zu Neuss einen Geleitsbrief, mit Hilfe dessen er nach 1) Cf. J. Wilmii Chronicon 1. c. p. LXI ff. Kempen kam und daselbst das Kloster drei Tage visitierte. Guardian war um diese Zeit Arnold von Schopen aus Jülich, der Nachfolger Werners von Beurich. Weitere schwere Schicksalsschläge brachen über die Ordensniederlassung hundert Jahre später herein. 1746 ist das Kloster derart durch Brand zerstört worden, dass ein Neubau nötig war, der im September 1747 begonnen, wurde. — Das jetzige Klostergebäude trägt noch in Eisenankern die Jahreszahl der Restauration „Anno 1747". — Ein Jahr darauf am 13. September 1748, dem Tag des heiligen Maternus, kam der Erzbischof und Kurfürst von Köln, Clemens August, über Ürdingen, wo er Jagd abgehalten hatte, nach Kempen, um den Grundstein zur teilweisen Erneuerung und Erweiterung des Klosters zu legen. Dann kamen die Zeiten und Leiden des Siebenjährigen Krieges über Kempen und das Kloster. Das Jahr 1757 brachte der Stadt viele Einquartierungen. Am 18. Juni 1758 wurde das Franziskanerkloster durchsucht; es wurden dort Franzosen gefunden, die angeblich der Guardian verschwiegen hatte. Anderthalben Tag lang blieb das Kloster gesperrt, so heisst es in den Katsprotokollen. Das Kloster diente in diesen Kriegszeiten auch als Lazarett, in dem Tausende von Verwundeten gepflegt wurden. Ende März 1763 waren alle rheinischen Gebiete von den Franzosen geräumt ; Ruhe und Frieden war wieder für Kempen und das Kloster gekommen, bis es dann unter französischer Herrschaft 1802 aufgehoben wurde. Am 4. Juli 1802 wurde den Franziskanern zu Kempen verboten zu predigen und die heilige Messe zu lesen. Am 7. August mussten sie ihr Kloster verlassen.
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Kempen (Rhein). A. Becker, Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein downloaded from www.vr-elibrary.de by 2001:9e8:4f5c:ce00:28a6:110f:28e3:ca87 on June, 6 2023 For personal use only.</blockquote>
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[[Kategorie:Thomasstraße]]

Aktuelle Version vom 6. Juni 2023, 15:17 Uhr

In den 1930er Jahren war hier das Finanzamt zu finden

1804 zieht in das ehemalige Franziskanerkloster das städtische Gymnasium ein, dazu kommt 1840 ein staatliches Lehrerseminar. Bis 1910 bereiten sich hier junge Männer – in der Regel drei Klassen mit jeweils 30 Zöglingen – auf den Beruf des Volksschullehrers vor

1898: Direktor: Schulrath Gottfried Velten, Oberlehrer: Josef Bernards, Peter Esser, Math. Winnikes, Friedr. Keul, Peter Hetzer.

Im 19. Jh., hatte dieser Nordflügel des Franziskanerklosters mit dem Königlichen Lehrerseminar, die Adresse Franziskanerstraße 1.

1878 erhielt das Seminar ein neues Wirtschaftsgebäude an der Burgstraße/Ecke Thomasstraße. Im Ersten Weltkrieg diente es als Lazarett, dann als Katasteramt und wurde 1960 abgerissen.

Nach dem Wechsel des Seminars in den heutigen Altbau des Thomaeums zieht 1911 die Landwirtschaftsschule in das erste, zum Burgplatz hin gelegene Obergeschoss.

Die heutige postalische Adresse des ehemaligen Franziskanerklosters, Thomasstraße 31, hatte im 20. Jh., zumindest laut Adressbuch 1912 die Adresse Franziskanerstraße 2.

Fraglich, vielleicht falsch — das Finanzamt war in der Thomasstraße 2, das war damals die Burg:

Später, nach ihrem Auszug aus der Von-Loë-Straße (1920), dienten die Räume dieses Gebäudeteiles - bis 1957 - als Finanzamt.

1950 hatte die Paterskirche vor ihrem Haupteingang einen Eingangsvorbau
2010

(Hier im zweiten Bild der Eingang links mit dem Finanzamt-Schild über dem Tor. Ob die Hausbeschriftung "Städtisches Kramermuseum" an der Westtüre nur als Hinweis galt, oder ob dort auch zeitweise der Eingang zum Museum war, muss noch geklärt werden. Die linksseitige Hinweistafel scheint jedoch einen Pfeil nach links, also zum Eingang Burgstraße, zu zeigen.)

1971 wird die direkt anschließend gelegene Paterskirche für Gottesdienste geschlossen und 1978/79 in eine Schatzkammer für sakrale Kunst umgewandelt. Nach zweieinhalbjähriger Bauzeit eröffnet Anfang Mai 1987 eine kulturelle Begegnungsstätte: das Kulturforum Franziskanerkloster, bestehend aus dem Städtischen Kramermuseum, dem Museum für Niederrheinische Sakralkunst in der Paterskirche und der Kreis- und Stadtbibliothek im zweiten und dritten Obergeschoss.

Heute ist Thomasstraße 31 als Adresse des Kulturforums eingetragen, welches jedoch postalisch unter der Anschrift Burgstraße 19 (Kramermuseum) zu erreichen ist.


Viele Informationen zur Geschichte des Franziskanerklosters findet man in einem alten Aufsatz in den Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein:

Kleinere Beiträge. Zur Geschichte der Franziskaner-Niederlassung in Kempen (Rhein).

Ein Beitrag' zu einer Geschichte des Kempener Franziskanerklosters wollen die folgenden Darlegungen sein. Zum Teil habe ich ihren Inhalt schon auf der Frühjahrsversammlung des Historischen Vereins für den Niederrhein im Jahre 1912 gegeben. Wenn ich hier in erweiterter Form noch einmal den mir zugänglichen Stoff zusammenfasse, so muss ich mich allerdings immer noch darauf beschränken, zunächst die Gründung und das äussere Auswachsen des Klosters ins Auge zu fassen, während auf die seelsorgliche Tätigkeit und die Verdienste der Minoriten um das Kempener Land aus Mangel an genügendem Quellenmaterial vorerst noch nicht eingegangen werden kann. Ich stütze mich vornehmlich auf zwei zum Teil noch ungedruckte lateinische Handschriften, die sich im Pfarrarchiv zu Kempen (Rhein) befinden. Es sind die Annales Franciscanorum Kempenae, eine leider unvollständige Handschrift, die über die zwei ersten Jahre der Gründung des Franziskanerklosters orientiert, sodann der sogenannte Codex Jansen I, eine Sammlung· von Urkundenabschriften, unter der sich auch die von Johannes Wilmius stammenden Mitteilungen befinden: De exordio primoque adventu r. r. patrum Franciscanorum de observantia Kempenae eorumque successu monasteriique fundatione primaeva1 ).

Kempen verdankt die Gründung seines Franziskanerklosters einem schlichten und einfachen Handwerksmann, dessen Name festgehalten zu werden verdient. Es war ein gewisser Nikolaus Halver; ein Schmied, der sein kleines Vermögen und ein Häuschen auf der Peterstrasse in nächster Nähe des damaligen Hospitals vor seinem Tode am 28. Februar 1624 den Franziskanern zu Venlo testamentarisch vermachte. Er stammte von nichtkatholischen Eltern ab und trat später zum katholischen Glauben über, dessen überaus eifriger Anhänger er wurde. Er führte einen wahrhaft heiligmässigen Lebenswandel. Nach den Quellen übte Halver, obschon bereits über 60 Jahre alt, die grössten Abtötungen. Er trug einen eisernen Bussgürtel, fastete auf das strengste, erhob sich Jahr aus Jahr ein um 4 Uhr morgens vom Lage r und brachte den grössten Teil des Tages, selbst bei der bittersten Winterkälte, betend in der Kirche zu. Sein sehnlichster Wunsch war es auch, wahrscheinlich angeregt durch die auch in Kempen wohlbekannte segensreiche Tätigkeit der Franziskaner zu Venlo an der Maas, in Kempen selbst eine gleiche Ordensgenossenschaft zu sehen und es zu ermöglichen, dass die Patres sich auch in Kempen niederlassen könnten. Zu diesem Zwecke wollte er sich und alles, was er hatte, opfern1 ). Sein Vermächtnis verwirklicht zu sehen, hat er leider nicht mehr erlebt.

Sein Beichtvater, der Kempener Vikar Johannes Wilmius, der sich nicht bloss als Seelsorger, sondern auch als Geschichtschreiber um die Stadt Kempen sehr verdient gemacht hat, nahm deshalb für ihn die Angelegenheit in dieHand und trug wesentlich zur Erfüllung des Wunsches seines Beichtkindes bei. Einer Minoritenniederlassung in Kempen standen anfangs aber noch grosse Schwierigkeiten im Wege. Da nämlich das betreffende Haus auf der Peterstrasse völlig leer stand und für ein Kloster auch sonst wenig geeignet war, weil es endlich auch an Mitteln zur Unterhaltung einer neuen Niederlassung gänzlich fehlte, zeigte man auf Seiten des Ordens wenig Lust, von dem Anerbieten in Kempen Gebrauch zu machen. Erst nach längeren Unterhandlungen zwischen Wilmius und dem Ordensprovinzial Reinfeit wurde die Zustimmung zur Gründung erteilt. In einem besonderen Schreiben des Kölner Erzbischofs und Kurfürsten vom 31. Mai 1624 wurde gestattet, dass sich die Franziskaner in Kempen niederliessen. Der geistlichen und weltlichen Behörde der Stadt Kempen hat der Erzbischof besonders aufgetragen, den Ordensmitgliedern „nicht allein alle behördliche Handbietung, Vorschub und Assistenz wirklich und gutwillig zu leisten, sondern auch zuzulassen und zu gestatten, dass sie eine Zeitlang bis auf besser erlangte Gelegenheit die zum Hospital desselben gehörige Kapelle zur Verrichtung täglichen Gottesdienstes gebrauchen mögen."

Um das Pfingstfest des Jahres 1624 kamen die ersten Franziskaner,. Heinrich Laurentii und Adam Lemmersdorf nach Kempen, um von dem Hause des Erblassers Besitz zu ergreifen. Mit Freuden wurden sie von den Kempenern aufgenommen. Einige Monate weilten die armen Söhne des hl. Franziskus in dem armseligen Häuschen auf der Peterstrasse. Sie lebten, an allem Mangel leidend, ganz zurückgezogen. In der Kapelle des Hospitals hielten sie ihren Gottesdienst, in der Pfarrkirche Katechesen und ab und zu auch Predigt. Freunde und Gönner des Ordens, vor allem Wilmius, totius operis primarius promotor, wie er in den Quellen genannt wird, dann der Amtmann von Kempen, Konstantin Neukirchen genannt Nyvenheim v) und der Generalvikar Adolph Schulkenius berieten miteinander, um ein neues Haus für die Minoriten zu erwerben. Sie entschlossen sich für den sogenannten Katharinenhof, eine ehemalige Vikarie, welcher der Pfarrei Kempen gehörte. Der damalige Pfarrer Senger von Müntz, an den sie sich wandten, wollte aber von einer Yeräusserung des Besitztums nichts wissen und schlug das Gesuch mit Rücksicht auf die aus dieser Besitzung fliessendeu Einkünfte ab. Er verwies sie dann an den Kollator, den Abt zu M.-Gladbaeh, Henricus Gormann. Derselbe kam in dieser Angelegenheit persönlich nach Kempen. Man bat ihn um unentgeltliche Abtretung, was er jedoch abschlug; nur gegen eine bestimmte, dem Schaden des Pfarrers entsprechende Summe wollte er die Besitzung abtreten. Trotz aller Bemühungen des Wilmius und des genannten Amtmannes blieb er so beharrlich bei seiner Weigerung, dass man auf den verlangten Kaufpreis von 700 Reichstalern eingehen musste. In Anbetracht der geeigneten Lage war diese Kaufsumme zwar nicht zu gross, doch hatten die armen Patres Mühe, sie zusammenzubringen. Es gelang ihnen, ihr Haus auf der Peterstrasse vorteilhaft zu verkaufen; mit dem Erlös bezahlten sie den Katharinenhof nebst Gemüse- und Obstgarten und nahmen bald darauf, am Feste der heiligen Katharina, ihren Umzug in das neue geräumigere Heim der alten Vikarie vor. Da dieses Haus auch schon etwas baufällig war, dachte der Leiter der neuen Niederlassung, P. Henricus Laurentii daran, mit Hilfe von Almosen sich die nötigen Mittel zum Bau eines neuen Klosters zu erwerben. Er erbat sich alsbald von seinem Obern Mitarbeiter und ersah sich als besonderen Gehilfen für die Ausführung seines Vorhabens den P. Bernardinus Kara von Düsseldorf, der zum Einsammeln von Almosen sehr geeignet war. Eben dieser bewog ihn auch, den Bau des neuen Klosters auf der Burgstrasse sofort in Angriff zu nehmen. Eine Bausumme kam bald zu1) Vgl. über ihn: Terwelp a. a. 0. Erster Teil. S. 56f. und ausführlich: Terwelp, Die Stadt Kempen im Rheinlande. Zweiter Teil. Kempen (Rhein) 1914. S. 220 ff. 122 Kleinere Beiträge. sammen. Wilmius selbst, sowie der Amtmann gingen von Tür zu Tür und sammelten Almosen. Dazu kam bald die Freigebigkeit des Erzbischofs, der nicht nur mehrere Eichen aus seinen Wäldern unentgeltlich hergab, sondern auch noch hundert Goldgulden aus der Kellerei zu Kempen und Linn auszahlen liess. Auch der Kempener Amtmann selbst zeichnete sich durch Freigebigkeit aus. Im Jahr e 1625 begann der erste Neubau des Klosters. Weil es aber noch immer sehr an Kaum gebrach, sammelte man von neuem Baumaterial bis zum Jahre 1627, wo man den Anfang mit dem für das Kapitel und die Gäste bestimmten schmalen Flügel machte. Am Feste der Märtyrer Felix und Nabor, den 12. Juli, ist der Grundstein gelegt worden; Johannes Wilmius wurde in einem besonderen Schreiben des Kurfürsten vom 5. Mai 1627 von Bonn aus mit dessen Stellvertretung bei der Feier beauftragt. Im Oktober desselben Jahres ward der Bau vollendet. Nach Errichtung der beiden Flügel begannen die Patres, welche ein grosses Verlangen hatten, die übrigen zum Kloster gehörigen Gebäulichkeiten fertigzustellen, bis zum Jahre 1629 von neuem weit und breit Geldsammlungen zu veranstalten und Baumaterial herbeizuschaffen. Der Weiterbau des Klosters stiess auf mancherlei Hindernisse. Es mussten mehrere anliegenden Gärten angekauft werden, um den nötigen Bauplatz zu gewinnen, aber es fehlte das Geld. Ausserdem wurde 1629 der bisherige Guardian P. Henricus Laurentii, der die Kempener Verhältnisse genau kannte und fast allein den Erfolg des neuen Unternehmens in der Hand zu haben schien, nach Aachen versetzt. Sein Nachfolger wurde P. Bernardinus Kars, der die Leitung des Weiterbaues übernahm, während P. Werner von Beurich die Stelle eines Vikars bekam. Im folgenden Jahre 1630 schon wurde der verdientePate r nach Andernach versetzt, und im Jahr e 1634 kehrte er wieder als Guardian nach Kempen zurück, während P. Bernardin nach Ahrweiler berufen wurde. Der wohltätige Wilmius schenkte 1629 den Patres sein Haus auf dem Kirchhofe neben der Knabenschule, damit aus dessen Erlös der Klosterbau um so eifriger gefördert werden könne. Ein anderer bedeutender Wohltäter der jungen Minoritenniederlassung verdient genannt zu werden: Jacobus a Streithoven, ein geborener Kempencr, Pastor in Willich und Rektor des Hospitals zu Kempen, der nicht nur den armen Patres wöchentlich Essen lieferte, sondern sie auch zu Erben seines nicht unbedeutenden Vermögens einsetzte. Maximus fratrum fautor heisst er in den Quellen; er liegt, wie mir Herr Dechant Schltinkes mitteilte, im sog·. Keller der Paterskirche begraben. Unter dem zweiten Guardian nun wurde das ganze Kloster fertiggestellt, und am Feste der hl. Bonaventura 1630 verliessen die Franziskaner das alte, baufällige Katharinenhaus, in dem sie bisher gewohnt, und hielten nach vorhergegangener Einsegnung ihren feierlichen Einzug in das neue Kloster. 1) Cf. Ioannis Wilmii Chronicon 1. c. p. LXI „qui concionibus et •eatechesi magna gratia occupatus utilem admodum ecclesiae operam naravit non sine multorum dolore anno 1630 avocatus . . . . "

Das Jahr 1631 bedeutet einen weiteren Fortschritt in der Entwicklung der Kempener Minoritenniederlassung. Am 20. Mai dieses Jahres Hessen die Patres das Fundament zum Bau ihrer neuen, heute noch bestehenden Kirche legen, die jetzt als Hilfskirche benutzt wird, und bei dem Volke die „Paterskirche" heisst1 ), Mit ausserordentlicher Pracht wurde 1640, am Tage der Enthauptung Johannnes des Täufers, die neue Franziskanerkirche konsekriert. Die Einweihung geschah durch den Bischof von Osnabrück, Minden und Werden in Gegenwart des Erzbischofs von Köln, der Grafen von Salm und Fürstenberg und anderer hochgestellten Personen.

Bald nach der Einweihung· der Franziskanerkirche fingen die Patres auf Anordnung des Provinzials Fettweiss noch in demselben Jahre auch an, des Nachts aufzustehen und die Metten zu singen. Guardian war um diese Zeit P. Gerhardus Bohr, der besonders auch noch der inneren Ausstattung der Kirche seine Aufmerksamkeit widmete. Sein Nachfolger war wiederum P. Werner von Beurich, der bereits 1634 die Leitung des Klosters in Händen hatte.

Mit dem Jahre 1642 begann nun für das Kempener Franziskanerkloster, wie überhaupt für das Kempener Land, eine verhängnisvolle Zeit. Kempen wurde am 7. Februar zuerst von den Hessen, sodann im März von den Holländern besetzt und geplündert. Die Franziskanerpatres, auch die übrigen Geistlichen der Stadt, waren allen nur möglichen Verfolgungen und Quälereien ausgesetzt. Schonbeck und Petrus Ziel, von denen der letztere Gouverneur der Stadt wurde, meinten, jener Flügel des Klosters, welcher an der Burgstrasse liege, sei wegen seiner zu grossen Nähe der Burg gefährlich und forderte deshalb dessen Abbruch und Entfernung, obschon derselbe ganz neu und in Steinen ausgeführt war. Die Patres machten aus der Not eine Tugend und wählten von zwei Übeln das kleinste. Um nicht auch den Verlust des Holzes und der Steine zu erleiden, fingen sie mit Hilfe von Zimmerleuton und Ordensbrüdern selbst an, das Gebäude abzutragen, wobei sie Holz, Steine und anderes noch brauchbares Material sorgfältig bei Seite legten, um es zum späteren Wiederaufbau zu verwenden. Die von fanatischem Hasse gegen die Ordensleute erfüllten Holländer drohten sogar, die neue Paterskirche abzubrechen, da sie zu nahe bei der Burg läge; sie wagten aber nicht, ihre Drohungen auszuführen, weil die Patres an dem katholischen General Guebriant einen Gönner und mächtigen Beschützer fanden. Wollten ferner andere Ordensleute aus der Provinz ihren Brüdern in Kempen einen Besuch abstatten, so wurden sie, von der holländischen Besatzung entweder gar nicht in die Stadt eingelassen, oder es ward ihnen, wenn sie unbemerkt hineingekommen waren, der Einzug zum Kloster verwehrt. Daher konnten drei Jahre lang die Ordensobern keine Versetzung iin Kloster vornehmen. 1645 endlich, im Oktober, erhielt jedoch der Ordensprovinzial vom Gouverneur Rabenhaupt zu Neuss einen Geleitsbrief, mit Hilfe dessen er nach 1) Cf. J. Wilmii Chronicon 1. c. p. LXI ff. Kempen kam und daselbst das Kloster drei Tage visitierte. Guardian war um diese Zeit Arnold von Schopen aus Jülich, der Nachfolger Werners von Beurich. Weitere schwere Schicksalsschläge brachen über die Ordensniederlassung hundert Jahre später herein. 1746 ist das Kloster derart durch Brand zerstört worden, dass ein Neubau nötig war, der im September 1747 begonnen, wurde. — Das jetzige Klostergebäude trägt noch in Eisenankern die Jahreszahl der Restauration „Anno 1747". — Ein Jahr darauf am 13. September 1748, dem Tag des heiligen Maternus, kam der Erzbischof und Kurfürst von Köln, Clemens August, über Ürdingen, wo er Jagd abgehalten hatte, nach Kempen, um den Grundstein zur teilweisen Erneuerung und Erweiterung des Klosters zu legen. Dann kamen die Zeiten und Leiden des Siebenjährigen Krieges über Kempen und das Kloster. Das Jahr 1757 brachte der Stadt viele Einquartierungen. Am 18. Juni 1758 wurde das Franziskanerkloster durchsucht; es wurden dort Franzosen gefunden, die angeblich der Guardian verschwiegen hatte. Anderthalben Tag lang blieb das Kloster gesperrt, so heisst es in den Katsprotokollen. Das Kloster diente in diesen Kriegszeiten auch als Lazarett, in dem Tausende von Verwundeten gepflegt wurden. Ende März 1763 waren alle rheinischen Gebiete von den Franzosen geräumt ; Ruhe und Frieden war wieder für Kempen und das Kloster gekommen, bis es dann unter französischer Herrschaft 1802 aufgehoben wurde. Am 4. Juli 1802 wurde den Franziskanern zu Kempen verboten zu predigen und die heilige Messe zu lesen. Am 7. August mussten sie ihr Kloster verlassen.

Kempen (Rhein). A. Becker, Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein downloaded from www.vr-elibrary.de by 2001:9e8:4f5c:ce00:28a6:110f:28e3:ca87 on June, 6 2023 For personal use only.