Ellenstraße 1: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Haus Schassan ===
 
=== Haus Schassan ===
Zum Ende des 19. Jahrhunderts war im Haus Ellenstraße 1 die Schenkwirtschaft Josef Claßen (Adressbuch 1898). Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war dort die stadtbekannte, angesehene Gastwirtschaft Schassan. Der ledige Martin Schassan, der die Gastwirtschaft wahrscheinlich von Claßen übernommen hatte, zapfte Bier, und seine ledige Schwester Trina bediente Gäste. Bauern, die zum Kirchbesuch oder zur Erledigung von Geschäften in die Stadt fuhren, tranken dort ihr Bier und ihren Schnaps. Vereine hielten Versammlungen ab. Beim Schützenfest hielten König und Gefolge, Berittene und Musikkapellen vor dem Haus an und bekamen einen Schnaps kredenzt. Martin Schassan ist im Zweiten Weltkrieg gefallen. Trina starb 1964.<ref>Aus Unterlagen der Straßengemeinschaft: 17.2.64 Kranz Schassan</ref>
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Zum Ende des 19. Jahrhunderts war im Haus Ellenstraße 1 die Schenkwirtschaft Josef Claßen (Adressbuch 1898)<ref>Adressbuch des Kreises Kempen/Rhein:<br>
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* Claßen, Jos., Wirth und Schweineh., Ellenstr. 1</ref>. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war dort die stadtbekannte, angesehene Gastwirtschaft Schassan. Der ledige Martin Schassan, der die Gastwirtschaft wahrscheinlich von Claßen übernommen hatte, zapfte Bier, und seine ledige Schwester Trina bediente Gäste. Bauern, die zum Kirchbesuch oder zur Erledigung von Geschäften in die Stadt fuhren, tranken dort ihr Bier und ihren Schnaps. Vereine hielten Versammlungen ab. Beim Schützenfest hielten König und Gefolge, Berittene und Musikkapellen vor dem Haus an und bekamen einen Schnaps kredenzt. Martin Schassan ist im Zweiten Weltkrieg gefallen. Trina starb 1964.<ref>Aus Unterlagen der Straßengemeinschaft: 17.2.64 Kranz Schassan</ref>
  
 
Schassan wohnten im zweiten Stock. Direkt über der Gastwirtschaft wohnte der Schneidermeister Johann Holtsteger. Er hatte dort auch schon vor dem Krieg eine Maßschneiderei. Später wohnte im Haus sein Sohn Werner Holtsteger. Er zog mit seiner Familie in den sechziger Jahren zur Engerstraße. Eine Tochter aus dem Haus Schassan heiratete Matthias Knabben. Sie wohnte nach dem Tod ihres Mannes und nach dem Umzug von Werner Holtsteger (bis wann)<ref>Aus Unterlagen der Straßengemeinschaft: 11.5.77 Kaffee für Frau Knabben (85 Jahre)</ref> wieder im Elternhaus, das ihr Sohn Matthias geerbt hatte.
 
Schassan wohnten im zweiten Stock. Direkt über der Gastwirtschaft wohnte der Schneidermeister Johann Holtsteger. Er hatte dort auch schon vor dem Krieg eine Maßschneiderei. Später wohnte im Haus sein Sohn Werner Holtsteger. Er zog mit seiner Familie in den sechziger Jahren zur Engerstraße. Eine Tochter aus dem Haus Schassan heiratete Matthias Knabben. Sie wohnte nach dem Tod ihres Mannes und nach dem Umzug von Werner Holtsteger (bis wann)<ref>Aus Unterlagen der Straßengemeinschaft: 11.5.77 Kaffee für Frau Knabben (85 Jahre)</ref> wieder im Elternhaus, das ihr Sohn Matthias geerbt hatte.

Version vom 13. Oktober 2013, 09:11 Uhr

Ellenstraße 1, 2013


Ellenstraße 1, 2013

Haus Schassan

Zum Ende des 19. Jahrhunderts war im Haus Ellenstraße 1 die Schenkwirtschaft Josef Claßen (Adressbuch 1898)[1]. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war dort die stadtbekannte, angesehene Gastwirtschaft Schassan. Der ledige Martin Schassan, der die Gastwirtschaft wahrscheinlich von Claßen übernommen hatte, zapfte Bier, und seine ledige Schwester Trina bediente Gäste. Bauern, die zum Kirchbesuch oder zur Erledigung von Geschäften in die Stadt fuhren, tranken dort ihr Bier und ihren Schnaps. Vereine hielten Versammlungen ab. Beim Schützenfest hielten König und Gefolge, Berittene und Musikkapellen vor dem Haus an und bekamen einen Schnaps kredenzt. Martin Schassan ist im Zweiten Weltkrieg gefallen. Trina starb 1964.[2]

Schassan wohnten im zweiten Stock. Direkt über der Gastwirtschaft wohnte der Schneidermeister Johann Holtsteger. Er hatte dort auch schon vor dem Krieg eine Maßschneiderei. Später wohnte im Haus sein Sohn Werner Holtsteger. Er zog mit seiner Familie in den sechziger Jahren zur Engerstraße. Eine Tochter aus dem Haus Schassan heiratete Matthias Knabben. Sie wohnte nach dem Tod ihres Mannes und nach dem Umzug von Werner Holtsteger (bis wann)[3] wieder im Elternhaus, das ihr Sohn Matthias geerbt hatte.

Pächter der Gastwirtschaft war nach dem Krieg bis 1972 Jakob Bruckes mit seiner Frau Kathi.[4] Sie führten die Gastwirtschaft im alten Sinne und waren sehr beliebte Wirtsleute. Auch die Straßengemeinschaft Ellenstraße tagte bei Schassan und Bruckes. Kathi arbeitete nach dem Tod ihres Mannes noch bis 1976 stundenweise im Lebensmittelgeschäft von Hamm. Sie wohnte zuletzt auf dem Möhlenwall, immer noch nahe der Ellenstraße.

Nachdem Bruckes sich zur Ruhe setzten, eröffnete 1972 der Kroate Branko Opacak zusammen mit seiner Lebensgefährtin Ana in dem Haus das Speiselokal "Dalmacija" mit jugoslawischer Küche.[4] Für die Gäste hieß er immer nur Branko. Zeitweise betrieb vorrangig Ana im linken Teil des Erdgeschosses seit Ende 1978 einige Jahre zusätzlich eine Imbissstube ("Steakstube").[5] Schon vor der Übernahme der Gasstätte im Haus Ellenstraße 1 hatten Branko und Ana für sieben Monate eine Imbissstube im Haus Markt 5 (ehemals Biefang), die aber nach einem technischen Defekt vollständig ausbrannte. Ana und Branko hatte es durch Zufall nach Kempen verschlagen. Irgendwann in Kempen angekommen hatten sie entschieden: "Hier lassen wir uns nieder."

Branko hat das Haus 1986 von Matthias Knabben gekauft und nach dem Tod von Frau Knabben das Hotel Alt-Kempen und darüber hinaus ein Reisebüro für Reisen nach Kroatien eröffnet. Das Speiserestaurant hat er seit 2007 vermietet. Dort kann man heute unter dem Namen Rodizio Sol Brazil brasilianisch essen mit Fleisch bis zum Abwinken. Das Hotel betreibt er noch heute, aber mit Unterstützung von Anas Sohn Anton und dessen Frau. Branko und Ana verbringen heute regelmäßig wieder einige Monate im Jahr in ihrem wunderschönen Anwesen in Makarskar in Kroatien. Dort produziert Branko auch seinen eigenen Wein. In den neunziger Jahren hat er neben seiner Tätigkeit in Kempen in seiner Heimat Jura studiert.



Quellen:
  1. Adressbuch des Kreises Kempen/Rhein:
    • Claßen, Jos., Wirth und Schweineh., Ellenstr. 1
  2. Aus Unterlagen der Straßengemeinschaft: 17.2.64 Kranz Schassan
  3. Aus Unterlagen der Straßengemeinschaft: 11.5.77 Kaffee für Frau Knabben (85 Jahre)
  4. 4,0 4,1 nach Angaben von Ana; nach Unterlagen der Straßengemeinschaft war noch am 26.7.1972 der Annakaffee bei Bruckes.
  5. Aus Unterlagen der Straßengemeinschaft: Im Dezember 1978 gab es Würstchen "aus der neuen Steakstube von Branko".


Wörtlich aus den Erinnerungen von Karl Hamm:

In diesem Haus war in meiner Jugend eine stadtbekannte, angesehene Gastwirtschaft. Der ledige Martin Schassan zapfte Bier und seine ledige Schwester Trina bediente Gäste. Bauern, die zum Kirchbesuch oder zur Erledigung von Geschäften in die Stadt fuhren, tranken dort ihr Bier und ihren Schnaps. Vereine hielten Versammlungen ab. Beim Schützenfest hielten König und Gefolge, Berittene und Musikkapellen vor dem Haus an und bekamen einen Schnaps kredenzt.
Martin ist im Zweiten Weltkrieg gefallen. Eine Tochter aus dem Haus Schassan heiratete Matthias Knabben. Sie wohnte nach dem Tod ihren Mannes wieder im Elternhaus, das ihr Sohn Matthias geerbt hatte.
Pächter der Gastwirtschaft war nach dem Krieg Jakob Bruckes mit seiner Frau Kathi. Sie führten die Gastwirtschaft im alten Sinne und waren sehr beliebte Wirtsleute. Auch die Straßengemeinschaft Ellenstraße tagte bei Schassan und Bruckes.
Nachdem Bruckes sich zur Ruhe setzten, eröffnete ein Jugoslawe in dem Haus ein Speiselokal "Dalmacija". Der Name des Wirtes war Branco Opacak; für die Gäste hieß er immer nur "Branco". Er hat inzwischen das Haus käuflich erworben.