Kuhstraße
Die Kuhstraße wurde eine Zeitlang auch auch Viehstraße genannt; hierüber wurden Kühe und Rinder durch das "Kuh-" bzw. "Vieh-Tor" zu den nördlich außerhalb der Stadt gelegenen Weideplätzen getrieben. Merkmal und Besonderheit der Straße ist das am nördlichen Ende gelegene historische "Kuhtor" - als einziges verbliebenes der ehemals vier Stadttore. Es trägt die "Hausnummer" Kuhstraße 18 Textquelle Stadt Kempen
Die Häuser:
Auszüge aus den Adressbüchern: Namensliste 1898 und 1937 Kuhstraße
Einige Hausnummern gibt es heute nicht mehr, insbesondere nicht mehr die Nr. 4 und die alten Nrn. 33 und 34, wo heute die beiden Sekanten die Kuhstraße schneiden.
Die Nummern 11, 12 und 13 waren wohl dort, wo heute die Nummer 11 ist. Wahrscheinlich wurden mal drei Häuser abgerissen und durch die neue Nr. 11 ersetzt. Ähnliches dürfte für die Nummer 24 bis 27 gelten.
alt (1937) | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 | 20 | 21 | 22 | 23 | 24 | 25 | 26 | 27 | 28 | 29 | 30 | 31 | 32 | 33 | 34 | 35 |
heute | 1 | 2 | 3 | - | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | - | - | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 | 20 | 21 | 22 | 23 | - | - | - | 27 | 28 | 29 | 30 | 31 | 32 | - | - | 35 |
Bauliche Wesensmerkmale der Kuhstraße
Die Kuhstraße ist Teil des Achsenkreuzes, das den Rundling Kempen in vier Stadtviertel teilt. Sie gilt seit dem Mittelalter als eine der vierHauptstraßen, an deren Ende je ein Stadttor gestanden hat. Die Kuhstraße kann als einzige der vier Ausfallstraßen diese mittelalterliche Funktion durch das noch weitgehend erhaltene Kuhtor auch heute noch darstellen. Der Name Kuhstraße weist auf eine der früheren Wirtschaftsgrundlagen des Landstädtchens Kempen hin: In der Stadt selbst befanden sich zahlreiche landwirtschaftliche Betriebe, die ihr Vieh über die Kuhstraße und durch das Kuhtorauf die nördlich der Stadt gelegenen Weidefläche trieben.
Die Bausubstanz der Kuhstraße enthält Gebäude aus dem 16. Jh. (Kuhtor), dem 17. Jh. (Nr. 19,20 und 21), dem 18. Jh. (Nr. 15, 31/32 und 35), dem 19. Jh. (1 und 2), der ersten Hälfte des 20. Jh. (Nr. 16, 29 und 30) und der Nachkriegszeit (alle übrigen). Im historischen Sinne mittelalterliche Gebäude (aus dem 13., 14. und 15. Jh.) sind auf der Kuhstraße - wie im übrigen Kempen - nicht mehr erhalten. Danach allerdings hat jedes Jahrhundert für die jeweilige Zeit typische Gebäude hinterlassen. Heute stellt sich die Kuhstraße als ein vierseitig geschlossener Straßenraum ohne Baulücken dar: Die beiden Enden sind markiert durch das Kuhtor im Norden und den Rathausneubau, hinter dem die Silhouette des Kirchturms aufsteigt, im Süden. Diese allseitige Abschließung lässt den Straßenraum zum Lebensraum werden und unterstreicht den historischen, auf das menschliche Maß bezogenen Charakter der Kuhstraße.
Die Vielfalt der Baustile auf der Kuhstraße führt nicht zur Prägung des Bereiches im Sinne einer bestimmten Epoche oder bestimmter Bauformen und Stile. Die baukünstlerische Qualität und die große Zahl historischer Gebäude verleiht diesem Unterbereich jedoch eine außergewöhnlich dichte Ausstrahlung, die sich in der Dominanz historischer Bauformen, den für die Epoche der Gebäude signifikanten Parzellenstrukturen und den jeweils adaequaten Fassadengestaltungen sowie den dazugehörigen Materialen ausdrückt. Parzellenstrukturen sind mittelalterlich eng bei den Wohnhäusern des 16. Jh. in der Nachbarschaft des Kuhtores (Nr. 19, 20 und 21), auf der anderen Seite breit ausladend bei großbürgerlichen Repräsentationsbauten des 18. Jahrhunderts (Horten-Haus Nr. 31/32). Dachformen reichen von zurückhaltenden straßenparallelen Satteldächern bei einfacheren Wohnhäusern über Krüppelwalmkonstruktionen bei großzügiger konzipierten Bürgerhäusern des 18. Jh. bis hin zum an französische Schlossbauten angelehnten Mansarddach des barockrepräsentativen Hortenhauses.
Der Bereich wird im starken Maß geprägt durch die Fassaden der historischen Gebäude aus dem 16. bis 19. Jh., die jeweils die Baustile ihrer Zeit sehr deutlich vor Augen führen: Die schlichten Feldbrandsteine am Kuhtor, Schlämmung am Haus Nr. 20 (ehemals - wie aus alten Fotografien ersichtlich - in der Kuhstraße weiter verbreitet), barocke Putzfassaden mit horizontaler Gliederung, wie ehemals am Haus Nr. 15 und möglicherweise auch an Nr. 35, Ziegelfassaden mit starker Durchgliederung mittels Hausteingewänden an Fenstern und Türen wie im Haus Nr. 31/32, Putz- bzw. Klinkerfassaden mit aufwendigen, historisierenden Stuckprofilen und Dekorelementen wie in Haus Nr. 1, 2 und 16 sowie Putzfassaden mit jugendstilartigem Dekor an Haus Nr. 30. Prägende Wirkung für den historischen Gesamteindruck der Kuhstraße haben darüber hinaus die historischen Fenster, die in Form, Gestaltung und Material weitgehend erhalten bzw. rekonstruiert sind. Die Kuhstraße war, ihrem Charakter nach, nicht in erster Linie eine Geschäftsstraße, sondern mit Ackerbürgerhäusern, Gaststätten und bürgerlichen Wohnbauten besetzt.[1]